Es ist Donnerstag, der 19. August 2021. Für heute habe ich mir die Etappe Bernau-Berlin des Jakobsweges entlang der Via Imperii vorgenommen. Ich lasse mich in Bernau absetzen und laufe ins Stadtzentrum, denn ich will die Wanderung an der größten und ältesten Kirche der Stadt beginnen, so wie es sich meines Erachtens für eine Pilgertour gehört.
Wie sich später zeigen wird, ist die Bernauer St.-Marien-Kirche leider die einzige Kirche am heutigen Pilgerweg.
Die St. Marien-Kirche stammt in ihrer jetzigen Form aus dem Jahre 1519, es gab jedoch Vorgängerbauten aus den Jahren 1240 (Romanik) und 1280 (Gotik). Durch den Anbau eines zusätzlichen Seitenschiffes an der Nordseite ist eine etwas ungewöhnliche vierschiffige Kirche entstanden. Ein ehemals vorhandener Feldsteinturm wurde 1846 durch einen mehr als 57 Meter hohen Backsteinturm ersetzt.
Der Chor der Kirche besitzt einen Umgang um den Altarraum, die Decken weisen Kreuz­rippengewölbe auf, die in den einzelnen Kirchenschiffen unterschiedlich ausgeführt sind. Im Innern gibt es einige wertvolle Einrichtungsstücke, allen voran der prächtige Flügelaltar, der für Wochen-, Sonn- und Festtage unterschiedliche Bilder mit verschieden kolorierten Figuren präsentiert. Auffallend ist auch die Triumphkreuzgruppe auf einem Querbalken zwischen Langhaus und Chor, zumal der etwas an den Rand gedrängt auch eine Jakobus-Figur trägt. Das kann man wohl als Zeichen dafür deuten, dass diese Kirche früher oft von Pilgern aufgesucht wurde. Schließlich liegt Bernau an zwei Brandenburger Pilgerwegen.
Leider ist dies alles zu so früher Stunde noch nicht zu besichtigen, aber aus früheren Besuchen ist mir noch Vieles in guter Erinnerung.
Für eine Stadtbesichtigung bräuchte man viel mehr Zeit, als ich heute zum Beginn meiner Wanderung habe. Darum werfe ich nur einen Blick in die Straßen rings um die Marienkirche.
Nach Norden zeigt die Mühlenstraße, die einst wirklich vorbei am St.-Georg-Hospital zu den Bernauer Mühlen führte. Das einst hier befindliche Mühlentor wurde 1885 abgerissen, da es baufällig und für Fuhrwerke zu eng war. Seit 2013 steht dort ein neues, weitestgehend durch Spenden finanziertes Tor, das seinem Vorgänger ähnlich sieht, nun aber auch von LKW und Feuerwehren passiert werden kann. (oben links)
Die Kirchgasse (oben Mitte) führt halb um die Kirche herum und an einem der Pfarrhäuser vorbei nach Osten. Hinter dem Backsteinbau entsteht gerade das neue Gemeindezentrum.
Nach Süden führt die Bürgermeisterstraße, deren bestimmendes Bauwerk das im Oktober 2020 eröffnete neue Rathaus ist (oben rechts). Es wurde erforderlich, da das alte Rathaus am Marktplatz nicht mehr den Erfordernissen der wachsenden Stadt gerecht werden konnte.
Wer die Stadt kennenlernen will, sollte sich das Stadt­modell im Foyer anschauen.
Mit dem Fahrstuhl kann man auch auf die bewirtschaftete Dachterrasse oder zur Aussichtsplattform fahren und den Ausblick genießen.
Läuft man in die Bürgermeisterstraße hinein, die links von schönen alten Bürgerhäusern und rechts von DDR-Neubauten mit einer Ladenzone begrenzt wird, kommt man am Marktplatz mit dem alten Rathaus (unten Mitte) vorbei.
Über der Rathaustür sieht man das Bernauer Wappen, das an den Stadtgründer, Albrecht der Bär (ca. 1100-79), erinnert.
Die restaurierten Fassaden der Häuser auf der Nordseite des Marktplatzes weisen ein paar interessante Details auf.
Da hängt auch eine Uhr, die mich zum Loslaufen mahnt.
Ich laufe von der Marienkirche aus durch die Grünstraße direkt auf den Pulverturm an der Stadtmauer zu. Die Mauer weist neben dem Turm eine Lücke auf, durch die man vorbei am Wolf-Kahlen-Museum in den Stadtpark gelangt.
Ich biege aber in die Tuchmacherstraße ab und gelange vorbei am 1583 für den Kantor der Kirchengemeinde errichteten „Kantorhaus“ zur Berliner Straße. Dort gibt eine Häuserlücke nochmal den Blick frei auf die Stadtmauer.
Die Berliner Straße zeigt im Westen auf ein weiteres Wahrzeichen der Stadt: den in verschiedenen Blautönen angestrichenen ehemalige Gaskessel, der 1992 nach 30 Jahren Vor-sich-hin-Rostens zum Denkmal erklärt und anschließend aufwändig restauriert wurde. Das 1932 errichtete und bis 1966 als Gasspeicher genutzte „Blaue Wunder“ steht auf dem Gelände des 1867 errichteten Gaswerks an der L200 (ehemals B2), das jetzt als Veranstaltungsort genutzt wird. Auf dem Weg dorthin kommt man vorbei am sogenannten „Wallcasino“ mit seiner rot/weiß abgesetzten Fassade (oben rechts) und der ehemaligen Handschuhfabrik von August Homann mit einer in Grüntönen gehaltenen Fassade (oben).
Am Gaskessel biege ich links in die Weißenseer Straße. Auf der gegenüber liegenden Straßenseite entsteht gerade das „Stadthotel Bernau“ der Hotelkette H24 mit 95 Zimmern, das eigentlich schon im Juni 2021 eröffnet werden sollte.
Mein Weg führt auf das ehemalige Stellwerk zu bzw. zu der daneben befindlichen Unterführung unter den Bahnanlagen.
Gleich hinter der Bahnunterführung verkündet ein Schild, dass die Straße hier die Panke überbrückt und die Wegweiser sagen mir, dass ich rechts den neben dem Bächlein verlaufenden Weg benutzen muss, wenn ich nach 25 Kilometern ins Berliner Stadtzentrum gelangen will.
Die Panke entspringt hier in Bernau und mündet nach 29 km in den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal (Nordpanke) bzw. am Schiffbauerdamm in die Spree (Südpanke).
Der asphaltierte Weg führt zunächt dicht am Bach durch Laubwald und vorbei an der alten Bernauer Badeanstalt, einem Teich, der jetzt von einem Anglerverein genutzt wird.
Dann geht es unter der Autobahn A11 hindurch in eine Wiesenlandschaft, die im Norden von der Stettiner Bahn begrenzt wird. Gleich hinter der Autobahn ist der S-Bahnhof Bernau-Friedenstal (S2) mit seinem noch im Bau befindliche P&R-Parkhaus zu sehen (unten links).
Alsbald wechselt der Weg auf das rechte Ufer und stößt nach etwa 500 Metern auf die Zepernicker Chaussee, die links auf die ehemalige Malzmühle zuläuft und dort abknickt.
Unser Weg führt auf der anderen Straßenseite nach Panketal hinein in die Theodor-Körner-Straße und dann rechts durch die Eichendorffstraße. Dort ist der Verlag Andrea Schröder ansässig, der durch reichlich Deko vor der Tür und einem Aufruf zur Straßenbemalung auf sich aufmerksam macht.
Der Jakobsweg biegt links in die Ernst-Moritz-Arndt-Straße und verläuft fortan parallel zur Bahnlinie nach Südosten.
Die Straße überquert die Panke, die hier auf die andere Seite der Bahn wechselt, und heißt dahinter Oderstraße.
Dort, wo sich die Oderstraße gabelt, zweigt unser Weg rechts ab bis an die Gleise, denen er vorbei am Neuen Friedhof Zepernick (oben rechts) bis zum S-Bahnhof Zepernick folgt.
Die Gemeinde Panketal ist übrigens erst im Oktober 2003 durch den Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Schwanebeck und Zepernick entstanden.
Auf einem nur für Mütter mit Kind und langsame Fahrräder freigegeben Weg parallel zur Bahn geht es hinter dem S-Bahnhof Zepernick (Schönower Straße) weiter. Der Weg mündet in die Eisenbahnstraße, die über die Poststraße zur Schönerlinder Straße führt. Alternativ kann man von der Eisenbahnstraße rechts abbiegen, die Panke überqueren und am Zaun der Wilhelm-Conrad-Röntgen-Gesamtschule (unten rechts) zur Schönerlinder Straße laufen.
Gegenüber der Einmündung der Poststraße in die Schönerlinder Straße taucht der Weg ein ins Grüne, durchquert am Zusammenfluss von Dranse und Panke ein kleines Sumpfgebiet und passiert einen Teich an der Straße der Jugend, die nach rechts zum Schillerpark führt.
Im Schillerpark mit dem Alten Gemeindehaus Zepernick (unten links) an der Ecke, steht verschiedene Kunst herum und was Natur ist, wurde wenigstens künstlich/künstlerisch aufgehübscht, zum Beispiel durch Stricksocken.
Und von einem nahen Grundstück winkt der Brandenburger Adler herüber, der sich zu Ostzeiten verstecken musste.
Hier läuft gerade die Postzustellung. Während Christel noch mit ihrem E-Rad von Kasten zu Kasten eilt, macht ihr Kollege schon Pause. Dabei hat der noch ein nichtelektrisches Rad.
Ein anderer Kollege im nahen Buch hat sogar ein Postauto, leugnet aber vehement, dass er dazu gehört. „Ich nix Post“ hat er auf seinen gelben Caddy geschrieben.
Der Weg führt nun lange durch die Triftstraße. An der Bahnhofstraße geht es nach links, über die Panke hinweg, die sich zwischen den Grundstücken verborgen hat, und dann rechts in die Steenerbuschstraße, die kurz darauf zu einem schmalen Weg wird, der über Wiesen nach Buch hin läuft.
Er trifft dort auf die Straße 7, biegt an der nächsten Ecke nach rechts ab, überquert die Panke und folgt ihr bis zum Pöllnitzweg und dem dahinter liegenden Schlosspark Buch.
Am Schlosspark ist die Ausschilderung etwas verwirrend, denn Wegweiser nach (Berlin-) Mitte zeigen in verschiedene Richtungen. Welchen der Wege man nimmt, ist egal, denn beide verschwinden gleich im Park und verlaufen parallel durch diesen. Der Jakobsweg nimmt die linke Variante.
Der Weg schlängelt sich wie die Panke durch den lichten Wald. Der Park und das 1964 abgerissene Schloss gehörten bis 1898 der Familie von Voß und seit dem der Stadt Berlin.
Am Wegesrand findet man ein unscheinbares Schildchen mit dem Namen Julie und den Angaben „A.E. von Voß, 1766-1789“. Es erinnert an Julie Amalie Elisabeth von Voß, Gräfin von Ingenheim, die in Buch als Tochter des Gutsbesitzers Friedrich Christoph Hieronymus von Voß geboren wurde. Sie war Hofdame der Königin Elisabeth Christine und später Ehefrau des Königs Friedrich Wilhelm II. Ihr Bruder ließ für sie im Schlosspark an der markierten Stelle ein Grabmal errichten, das aber zu DDR-Zeiten mutwillig zerstört wurde.
Auf der anderen Seite des Schlossparks stößt der Weg auf die Wiltbergstraße und führt weiter auf der im spitzen Winkel abgehende Schlosspark-Passage, die durch ein kleines Einkaufsquartier verläuft. Kurz vor der Brücke über die Panke zweigt der nunmehr immer häufiger gekennzeichnete Jakobsweg rechts ab und verläuft fortan entlang der Panke.
Am Wegesrand trifft man auf unterschiedlich eindrucksvolle Graffiti, diverse kunstähnliche Gebilde und ein abenteuerlich anmutendes Freiluftkino.
Von der Panke ist nicht viel zu sehen und von der Bahnlinie ist bestenfalls was zu hören.
Der vorgeschlagene und der ausgeschilderte Streckenverlauf gehen nach etwa 500 m für ein Stück verschiedene Wege.
Ersterer verläuft weitere 500 m geradeaus, letzterer führt im Zick-Zack vorbei an Sportanlagen und einem Asylantenheim. Beide überqueren das frühere Anschlussgleis des Kraftwerks Buch und treffen sich an der Bahnunterführung.
Bei der der Bahnunterführung wechselt der Weg auf die Nordseite der Stettiner Bahn und passiert dabei die Panke (links unten) und die Zufahrt zum Übungsgelände des Katastrophenschutzes (THW), das man von der S-Bahn aus gut sehen kann.
Auf der anderen Seite der Bahn trifft der Jakobsweg auf den von Buch zur Autobahnbrücke führenden Radweg.
Zwei aus Neuenhagen kommende 380-kV-Leitungen, die entlang der Autobahn auf einer gemeinsamen Trasse geführt wurden, verzweigen sich hier wieder, was für reichlich Masten und „Strippen“ am Horizont bzw. am Himmel führt.
Von der Autobahnbrücke fällt der Blick auf die parallel verlaufende Eisenbahnbrücke (oben), die von S-, Regional- und Fernbahn gemeinsam genutzt wird.
Über die Brücke, die der Weg gleich unterquert, verläuft die Trasse der Heidekrautbahn nach Groß Schönebeck bzw. Schmachtenhagen, die zurzeit von der NEB betrieben wird.
An der genannten Unter­führung gesellt sich die Panke wieder zum Jakobsweg.
Beide führen dicht bei dicht durch das Naturschutzgebiet „Karower Teiche“, das mit dem Slogan „Vielfalt auf kleinster Fläche“ für sich wirbt.
Eine Besonderheit ist hier die „Landschaftsgestaltung mit Biss“, das heißt der Einsatz von Rindern und wilden Pferden zum Erhalt einer halboffenen Waldlandschaft.
Viele Tiere und Pflanzen lieben diese Landschaftsform.
Beidseits des Weges wächst so ziemlich alles, was man sich in unserer Region an „Grünzeug“ denken kann. Da ist es auch im Sommer angenehm und es gibt stets was Neues zu entdecken.
Welche Schnecke hat wohl die größere Chance zu über­leben, die mit Haus am Baum oder die ohne auf dem Weg?
Die Panke und der Pankeweg bilden die südliche Grenze des Naturschutzgebietes. Karow, der namensgebende Berliner Ortsteil, liegt jenseits der Panke und hat gar keinen Anteil an diesem Gebiet. Ein bisschen verwirrend sind die für Ortsteile üblichen Schilder an der Grenze zu Karow, denn da wird ein Ortsteil „Weißensee / Karow“ ausgewiesen. Wikipedia klärt auf, dass Karow bis 1985 ein Ortsteil des Stadtbezirks Pankow war und dann zum Stadtbezirk Weißensee kam. Seit der Fusion von Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee zum Bezirk Pankow im Jahre 2001 gehört Karow nun wieder zu seinem früheren Bezirk.
Der Weg kreuzt die Pank­grafenstraße und wechselt bald darauf ans linke Pankeufer, wo er auf die Krontaler Straße trifft.
Straße und Panke unter­queren dann gemeinsam die Stettiner Bahn.
300 m weiter biegt die Straße links ab, der Weg verläuft hingegen geradeaus bis dicht an die Autobahn und dann parallel zu dieser bis zur nächsten Fußgängerbrücke.
Wer diesen Abzweig verpasst, hat aber noch eine Chance.
Auch über die Wolkensteinstraße (verlängerte Krontaler Str.) und die Flaischleinstraße kommt man zu besagter Brücke. Radfahrer sollten immer diese Variante wählen, da sie hier auf eine lange Rampe statt auf eine steile Treppe stoßen.
Von der Königsteinbrücke sieht man, dass die A114 gerade verbreitert und mit einem neuen Belag versehen wird. Die Panke hat ein Stück weiter nördlich die Autobahn unterquert und fließt jetzt parallel zu ihr unter der Brücke durch.
Auf der Westseite der Brücke geht es am besten gleich die Treppe runter und unter der Brücke durch. Ab hier bis zur Bahnhofstraße in Blankenburg verläuft unser Weg zusammen mit der Panke dicht an der Autobahn. Dass wenig von ihr zu hören ist, liegt einerseits daran, dass wegen der Bauarbeiten weniger Fahrzeuge unterwegs sind, die noch dazu langsamer fahren. Andererseits liegt es an den Schall schluckenden Bäumen entlang der Autobahn.
Auf der rechten Seite wird der Weg überwiegend von Klein­gärten flankiert, die nicht viel Lärm machen. Es läuft sich gut und mit ein bisschen Rücksicht aufeinander kommt man auch mit den Radlern auf dem Berlin-Usedom-Radweg klar.
Ob die Reste einer alten Fußgängerbrücke abgetragen oder zur Aussicht ausgebaut werden sollen, ist nicht bekannt.
Hinter der durchs Gebüsch scheinenden Ankündigung der Autobahnabfahrt schwenken Panke und Pankeweg etwas nach rechts, laufen am Zaun des GSG-Gewerbegebietes „econopark“ entlang, überqueren die zum S-Bahnhof Blankenburg führende Bahnhofstraße und tauchen ein in eine Grünanlage, die von größeren Teichen geprägt ist.
Zunächst passiert der „Weg an der Panke“ einen „Pankebecken“ genannten Teich, an dessen westlichen Ende über ein Wehr der Nordgraben abzweigt, der über Rosenthal und Wilhelmsruh nach Tegel führt und dort am Hafen in den Tegeler See mündet. Der Graben wurde 1927 bis 1938 gebaut, um den Wasserstand der Panke besser regulieren zu können.
Dann überquert der Weg die nur noch an der stabilen Pankebrücke (links unten) erkennbare Trasse der ehemaligen Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde, die Anfang des vorigen Jahr­hunderts vom Kreis Niederbarnim gebaut wurde, um neue Industriegebiete am nördlichen Berliner Stadtrand zu erschließen. Nach 1945 und insbesondere nach dem Mauerbau verlor die Bahn an Bedeutung und wurde schrittweise stillgelegt.
Weiter führt der Weg zusammen mit der Panke vorbei an Karpfenteichen, die dicht von Bäumen und Sträuchern umstanden sind. Lücken in der Begrünung erlauben aber immer mal idyllische Blicke aufs Wasser und seine Bewohner.
Mit der Idylle ist es aber spätestens da vorbei, wo der Weg zusammen mit einem Ast der Autobahnabfahrt auf die Pasewalker Straße trifft, die zusammen mit der Straßenbahn aus Heinersdorf kommend nach Französisch-Buchholz führt.
Auf der anderen Straßenseite führt der Jakobsweg in die Schloßallee und an deren Ende in eine langgestreckte Grünanlage, die auf das Schloss Schönhausen und den umgebenden Schlosspark zuläuft.
Eine ganze Weile sind rechts hinter Bäumen versteckte Wohnhäuser und links Kleingartenanlagen.
An der Einfriedung des Schlosses schwenkt der Weg zusammen mit der Panke nach links und läuft auf die Ecke Ossietzkystraße / Am Schloßpark zu, wo noch eine schöne alte „Plumpe“ mit dem Wappenschild „PG“ (oder „GP“) steht.
Hier (oder ein paar Meter nördlich über die Elisabethstraße) geht es in die Parkstraße, die zur Schönholzer Straße führt.
Schloßallee, Parkstraße? Das klingt nach Monopoly. Da sind dies die teuersten Straßen, wo man viel Geld für ein Haus hinlegen muss. Viel anders wird das hier auch nicht sein.
Diese Gegend war schon immer was Besseres, das haben auch die DDR-Oberen gewusst, die sich hier für ihren Kampf um den Sozialismus mit schmucken Häusern belohnt haben.
Einer, der was Besseres verdient hätte, wohnte in einem eher bescheidenen Haus in der Parkstraße 2:
Paul Nipkow (1860-1940), der u. a. mit der Nipkow-Scheibe wichtige Vorarbeiten für das Fernsehen leistete.
Auf der anderen Straßenseite tritt man in den Bürgerpark Pankow, der interessante Details zu bieten hat.
So z.B. den Musikpavillon des Restaurants Rosengarten, das einst statt des gleich­namigen Neubaus hier stand.
Der Weg führt am Rosengarten vorbei zur Wilhelm-Kuhr-Straße, auf der man von Ost- nach Westberlin wechselt, und unter der Eisenbahn hindurch zur Nordbahnstraße.
Dort geht es ein paar Meter nach rechts über die Panke, die in einer separaten Unterführung die Bahn quert (oben rechts), und dann zusammen mit der Panke links in eine Parkanlage.
Mal links, mal rechts von der Panke geht es auf einem breiten Grünstreifen, flankiert von Wohngebieten und Klein­gartenanlagen durch den Ortsteil Gesundbrunnen.
Am Weg findet man viele Kindergärten und Spielplätze mit kunstvoller Dekoration und Gärten mit mehr Fahnen, als vor dem UN-Gebäude.
Ab der Soldiner Straße heißt der Weg durch den Grünzug „Walter-Nicklitz-Promenade“.
Sie ist benannt nach dem SPD-Politiker Nicklitz (1911-89), der Baustadtrat im Bezirk Wedding war, wo wir uns ja momentan befinden.
Die Panke wird jetzt breiter und die Häuser beidseits höher. Das große rote Backsteingebäude gehört zur Wilhelm-Hauff-Grundschule. Hier mündet unser Weg in die Stockholmer Straße, die zur viel befahrenen Osloer Straße führt. Das war früher die Zufahrt aus dem Osten zum Flughafen Tegel. Der Flughafen ist weg, aber der Verkehr ist geblieben.
Nach über 30 Jahren Pause verkehrt seit 1995 wieder eine Straßenbahn in der Osloer Straße, die Linie 50 und die M13.
Auf der anderen Straßenseite verläuft der Jakobsweg auf der Travemünder Straße, die parallel zur Panke und der Walter-Nicklitz-Promenade verläuft und auf die Badstraße trifft.
Kurz davor steht das um 1880 an einer 1760 entdeckten Heilquelle errichtete Luisenbad. Heute ist darin eine Bibliothek, was auch die bunten Bücherbusse erklärt.
Auf der anderen Seite der Badstraße verläuft der Weg weiter direkt am Pankeufer und vorbei an den „Uferstudios“, die sich am anderen Ufer in einem ehemaligen Straßenbahndepot etabliert haben. Ich nehme jedoch die parallel dazu verlaufende Buttmannstraße, denn mein Körper verlangt nach einem Döner oder ähnlichem.
Diese Straße führt mich zum über 3 Hektar großen Brunnenplatz, der auf Planungen von James Hobrecht aus dem Jahre 1862 zurückgeht. Geprägt wird der Platz von einem riesigen neugotischen Bau, den die Stadt Berlin Anfang des vorigen Jahrhunderts für das Amtsgericht des künftigen Stadtbezirks Wedding errichten ließ.
Ich gehe wieder zum Pankeufer und folge diesem über die Wiesenstraße (oben links) bis zur Pankstraße (oben rechts).
An der Pankstraße wechselt der Weg aufs rechte Ufer, unterquert die Berliner Ringbahn und führt zu einem ehemaligen Fabrikgebäude, in dem sich eine Galerie, ein Laden und verschiedene kleine Firmen eingerichtet haben.
An der Gerichtsstraße, wo es übrigens ein „Café Schicksal“ gibt, zwängen sich Weg und Panke durch die Bebauung und führen in einer wieder breiter werden Grünanlage weiter.
Ein Schild besagt, dass man aus Umweltgründen das Pankewasser nicht mit einem Strohhalm trinken soll und dass man keine schwarzen Püppchen ins Wasser werfen darf.
Aber spätestens an der Schulzendorfer Straße kommt einem die Erkenntnis, dass man das Pankewasser lieber überhaupt nicht trinkt.
Hier holt eine Rechenanlage aus dem Wasser, was die Panke so alles mit sich führt.
Ein Teil der Panke biegt hinter der Anlage als „Nordpanke“ rechts ab, unterquert ein Haus und die Chausseestraße, geht am Eisstadion nochmals in die Versenkung, und mündet kurz darauf Im Nordhafen, der Teil des Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanals ist.
Der andere Teil verschwindet als „Südpanke“ in einer Verrohrung und kommt erst kurz vor der BND-Zentrale wieder zum Vorschein. Der Weg folgt aber oberirdisch diesem Rohr durch eine Grünanlage, die an der Chausseestraße mal unterbrochen wird, aber hinter den Häusern als „Grünzug Südpanke“ wieder präsent ist.
Ab der Ida-von-Arnim-Straße verläuft die Südpanke an der Rückseite der riesigen BND-Zentrale, die auf dem Gelände des „Zickenwiese“ genannten Walter-Ulbricht-Stadions (später „Stadion der Weltjugend“) an der Chausseestraße errichtet wurde.
Der ausgewiesene Jakobsweg meidet diesen engen Kontakt zum Nachrichtendienst und verläuft von der Chausseestraße über die Boysenstraße zur Scharnhorststraße und dort vorbei am Bundeswehrkrankenhaus, am Invalidenfriedhof und verschiedenen Ministerien am Invalidenpark zur Invalidenstraße.
Beide Varianten treffen sich am „Platz vor dem Neuen Tor“. Der Spruch „Da stehste wie die Kuh vorm neuen Tor“ stammt angeblich daher, dass die frühere Straßenbahnlinie Q vom Stettiner Bahnhof nach Charlottenburg hier an einer eingleisigen Stelle oft und lange warten musste.
Der offizielle Weg führt zur Hannoverschen Straße, vorbei am ehemaligen Chemischen Institut (unten Mitte) und ab der Philipstraße durch das Institutsgelände der Humboldt-Uni.
Da ich weder wie ein Student, noch wie ein Professor aus­sehe und keine Lust habe, dem sporadisch kontrollierenden Wachschutz zu erklären, was ich nach Feierabend hier will, nehme ich den ohnehin kürzeren Weg über die Luisenstraße.
Vorbei an der Notaufnahme der Charité (rechts) zu Füßen des weithin sichtbaren Bettenhauses geht es zur Luisen­straße, die gen Süden links von Wohnhäusern und Instituten und rechts von den alten Charité-Gebäuden flankiert wird.
Hier wirkte u. a. der Bakteriologe Robert Koch (1843-1910), dessen Institut Dank Corona inzwischen allen bekannt ist.
Vor einem Uni-Gebäude wird der Veterinärmediziner Andreas Christian Gerlach (1811-77) geehrt, an der Ecke Reinhardt­straße der Augenarzt Albrecht von Graefe (1828-70) und am Karlplatz der Arzt und Pathologe Rudolf Virchow (1821-1902).
Die Luisenstraße unterquert die Bahntrasse, die einst streng bewacht war, weil hier die Westzüge inklusive S-Bahn durch den Osten fuhren und gern mal jemand aufsprang.
Dahinter steht in der Luisenstraße 32-34 das 1887-91 erbaute ehemalige Kaiserliche Patentamt. Zu DDR-Zeiten saß hier der Generalstaatsanwalt, jetzt sind hier Bundestagsbüros.
An der Marschallbrücke trifft sich wieder meine Abkürzung mit dem offiziellen Jakobsweg entlang der Südpanke, die sich inzwischen am Schiffbauerdamm nahe dem Berliner Ensemble in die Spree ergossen hat oder besser: hineingetröpfelt ist.
Die Brücke bietet einen guten Blick auf das Reichstags­gebäude und das Regierungsviertel beidseits der Spree. Üblicherweise wimmelt es hier an Ausflugsdampfern, aber am späten Nachmittag ist auf dem Wasser nichts mehr los.
Am Reichstagsufer angekommen geht es vorbei an der Rückseite des Jakob-Kaiser-Hauses (oben links) und am Reichstagspräsidentenpalais (oben Mitte), das jetzt die Deutsche Parlamentarische Gesellschaft beherbergt.
Beidseits der Spree (oben rechts) stehen Bundestagsgebäude: links das Paul-Löbe-Haus und rechts Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, dazwischen als Verbindung die „Beamtenlaufbahn“. Eine Etage darüber übrigens die „höhere Beamtenlaufbahn“.
Inzwischen stehe ich auf dem Friedrich-Ebert-Platz direkt neben dem Reichstag, den man von hier aus nicht gar nicht mehr komplett fotografieren kann. Da muss eine der reich verzierten Laternen vor dem Gebäude herhalten.
Auf dem Weg zum Brandenburger Tor kann ich rückblickend noch ein Stück Reichstag auf den „Film“ bannen (oben links).
Auf dem „Platz des 18. März“ auf der Westseite des Brandenburger Tores angekommen, endet meine heutige Etappe. Von hier werde ich in ein paar Tagen durch die südöstlichen Berliner Stadtbezirke nach Teltow laufen, wo der Jakobsweg entlang der Via Imperii auf die aus Frankfurt (Oder) kommende Südroute des Jakobsweges trifft.
Aus Pilgersicht wäre die älteste noch genutzte Kirche der Stadt, die St. Marien-Kirche neben dem Fernsehturm, ein geeigneteres Etappenziel auf dem Jakobsweg gewesen, aber unter dem touristischen Aspekt ist das Brandenburger Tor ok. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung des Weges.

Via Imperii - Bernau-Berlin