Unterwegs an der Costa del Sol von Almeria nach Gibraltar
Tag 12 (Di, 21.1.25) Von La Línea de la Conceptión nach Gibraltar / 5,7 km
Eigentlich hatte ich gestern nach 44 Kilometern die richtige Bettschwere, aber das Wäsche­trocknen hat mich doch noch ganz schön gefordert. Vor dem Quarzstab-Heizer ging das zwar einigermaßen schnell, aber ohne Aufsicht war da nichts. Da der Stecker des Gerätes nur in eine der beiden Steckdosen passte, musste der Strahler auf dem Tisch am Bett stehen und die zu trocknenden Wäschestücke waren ihm einzeln in angemessenem Abstand zu präsentieren. Als wenigstens Schuhe und Strümpfe trocken waren, habe ich eine Pause gemacht und bin zum Chinesen was essen gegangen. Danach ging es weiter, nun allerdings nicht mehr allein, da sich zwischenzeitlich eine fünf Zentimeter lange Kakerlake im Zimmer eingefunden hatte. Die hatte sich freundlicherweise schon auf den Rücken gelegt, so dass ich sie nicht mehr jagen, sondern nur noch zutreten musste. Bei meinen 75 Kilo Lebend­gewicht hat da aber ein Tritt nicht gereicht. Ich hoffe, dass die Viecher nicht auf irgendeiner Roten Liste stehen und ich dafür einsitzen muss.

In der Nacht habe ich den Heizer auf halber Kraft weitab von allem Brennbaren laufen lassen. So war es angenehm warm im Zimmer. Anstandshalber habe ich beim Fernseher nacheinander alle 40 Sender aufgerufen und dann wieder ausgeschaltet. Hier hat zwar fast jeder Ort, z. B. Algeciras und San Roque, sein eigenes Fernsehprogramm, aber was Lokales habe da auch nicht gefunden.

Immer dann, wenn ich nicht zeitig raus muss, wache ich früh auf. So auch heute. Ich habe mich noch ein paar Mal gedreht, bis es um sieben war. Dann habe ich gepackt und mir vorm Losgehen noch im Foyer einen Kaffee gemacht und was gegessen. Als ich aufgebrochen bin, war es noch dunkel, aber ich konnte trotzdem sehen, dass da dicke Wolken am Himmel sind. Deshalb habe ich beschlossen, nur eine kurze Tour durch Gibraltar zu drehen und schon am Mittag nach Málaga zu fahren. Um nicht vorm vollen Bus zu stehen, habe ich mir noch auf dem Weg zur Grenze für 11.10 Uhr ein Busticket geholt. Bis dahin blieben mir drei Stunden, was für einen kleinen Stadtbummel ausreichen sollte. Den Felsen habe ich dieses Mal nur bestaunt und fotografiert, im November bin ich da ja schon ausgiebig herum­geklettert und -spaziert. Die Spitzen des Felsens waren auch den ganzen Vormittag in Wolken gehüllt, da hätte man oben nicht viel Freude gehabt. Ein besonderes Augenmerk habe ich aber der in Richtung Spanien zeigenden Felswand gewidmet. Wenn man etwas genauer hinschaut, sieht man da unzählige Löcher, hinter denen sich Geschütze verbergen bzw. verborgen haben.

Ich bin ganz gezielt zum Hafen gelaufen und war dann ziemlich enttäuscht. Der frei zugäng­liche Yachthafen ist nicht groß und entsprechend wenige Schiffe sind da zu bestaunen. Ein Stück weiter, am Westarm der Mole, lag ein Kreuzfahrtschiff, die „AIDA diva“. Da durfte ich aber nicht hin. Von einer Promenade aus konnte man das Schiff allerdings gut sehen. In den Hafenbecken, die ich einsehen konnte, dümpelten ein paar kleine Schiffe rum, da lohnte es nicht, noch einen Umweg dorthin zu machen. Sehenswert fand ich das am Hafen in einem Kreisverkehr stehende Evakuierungsdenkmal, das daran erinnert, dass im zweiten Weltkrieg die Zivilbevölkerung Gibraltars evakuiert wurde, als es brenzlig wurde und die Tunnel im Felsen nicht mehr genug Schutz boten. Auf einem Sockel, der die wichtigsten Evakuierungs­orte wie z. B. Madeira nennt, steht eine Figurengruppe, die eine Familie zeigt, die von ihrem Vater Abschied nimmt. Das ist sehr ergreifend dargestellt.

Auf dem Weg in die Altstadt bin ich wieder an der „King‘s Bastion“, am angrenzenden „Commonwealth Park“ und an der anglikanischen Kathedrale vorbeigekommen, die dieses Mal sogar offen war. Da hängt alles voller Fahnen und Gedenktafeln, da ist kein Vergleich zur katholischen Kathedrale ein Stück weiter, die den spanischen Kirchen sehr ähnelt. Da nur noch eine Stunde Zeit war, habe ich mich durch die Main Street auf den Weg zurück gemacht. Da ist es ganz nett, aber die Geschäfte führen überwiegend das, was hier zollfrei und damit angeblich preiswerter als in Spanien ist. Dazu teure Uhrenläden und Kioske mit Ramsch für die Touristen wie z. B. Plüschaffen in allen Größen, Farben und Ausführungen. Das Angebot reicht bestimmt für alle, die mir da entgegen kamen und vermutlich der AIDA entstiegen sind. Um elf war ich am Busbahnhof von La Línea. Kurz darauf kam der Bus und ganz pünktlich zehn nach elf ging es los. Fahrzeit nach Málaga zweieinhalb Stunden mit Stop in Estepona und Marbella.

Der Bus hatte kaum La Línea verlassen, da war blauer Himmel, woran sich bis Málaga nichts geändert hat. Und das, obwohl die Wetter-App für beide Orte gleichermaßen „bewölkt“ angezeigt hat. Da fiel mein Blick zurück auf „The Rock“, den Affenfelsen von Gibraltar, sehr betrübt aus. Zu gerne hätte ich den mal im Sonnenschein gesehen, aber er lag immer noch im Dunst und war von einer dunklen Wolke gekrönt.

Der Bus kam pünktlich in Málaga an. Vom Busbahnhof zu meinem Hostel waren 40 Minuten quer durch das Zentrum zu laufen. Das war eine gute Gelegenheit, sich schon mal etwas umzuschauen. Es ging zunächst entlang der sehr betriebsamen „Avenida Andalusia“ und hinter dem Rio Guadalmedina durch die breite, mit vier Fahrbahnen versehene „Alameda Principal“, die recht ordentlich und mit vielen etwas nobleren Geschäften versehen ist. Hier fährt auch eine U-Bahn. Ich hatte gar nicht gewusst, dass es hier eine gibt. Dass das stilisierte, doppelte „M“, das vermutlich für „Metro Málaga“ steht, eine U-Bahn-Station kennzeichnet, erfordert schon Insider-Wissen.

Links abgebogen, bin ich durch das „Centro Historico“ in den Stadtteil „La Merced“ gekommen. Um drei war ich dann in meinem am Vormittag gebuchten Hostel „La Merced Centro Room“ neben dem Theater „Cervantes“. Das ist im ersten Stock eines sehr noblen Hauses und hat sich als sehr ordentlich erwiesen: sauber, gute Betten (drei Doppelstock­betten pro Zimmer), ordentliche Bettwäsche mit zwei Decken, eine hinreichend ausgestattete Küche und ein kleiner Aufenthaltsbereich auf dem Flur, wo man essen oder sich einfach nur auf einem Sofa niederlassen kann. Mehr kann man wirklich nicht für 11,50 € erwarten. Lediglich die Ausstattung mit Sanitäranlagen ist etwas dürftig. Zwei Toiletten und ein Duschraum (alles sehr sauber und ordentlich) für sieben Zimmer erfordert schon ein gutes Timing beim Toilettengang. In den Toiletten sind zu allem Übel auch noch Badewannen. Wenn sich da jemand genüsslich für ein Stündchen ins Wasser legt, haben die anderen schlechte Karten.

Die Lage des Hostels ist perfekt - in der Innenstadt, nicht weit weg von der Kathedrale und der Alcazaba. Vor der Tür und um die Ecke sind einige Gaststätten und Imbisse, wo ich bei einem Türken ein sehr köstliches „Schawarma“ bekommen habe - ein Wrap mit dem vom Döner bekannten Inhalt. Es ist hier kein Straßenverkehr und um die Ecke befindet sich ein großer Supermarkt: „Maskom“, eine Supermarktkette, die bei mir bezüglich Preis und Angebot am besten abschneidet.

Nach dem Herrichten des Bettes, einem genüsslichen Probeliegen und einem Kaffee bin ich zum Stadtbummel losgezogen, bei dem ich viele interessante Ecken der Altstadt gesehen habe. Und bei der Rückkehr lag auch keine Kakerlake vorm Bett. Alles perfekt.

Costa del Sol - Tag 12