Unterwegs an der Costa del Sol von Almeria nach Gibraltar
Tag 11 (Mo, 20.1.) Von Estepona nach La Línea de la Conceptión / 43,4 km
Da ich zwischen Estepona und La Línea nur ein nicht sonderlich gut bewertetes 50 €-Hotel am Hafen von Sotogrande gefunden hatte, habe ich schon gestern mit dem Gedanken gespielt, diese eine Übernachtung zu überspringen. Um zu halbwegs akzeptabler Zeit anzu­kommen, hieß es früh aufstehen. Ich habe mir deshalb den Wecker auf um sechs gestellt, bin aber letztlich schon eine halbe Stunde früher aufgestanden und stand noch vor halb sieben in der Tür. Beschleunigt hat das der Wasserspender in der Küche, der neben normal temperiertem und kaltem Wasser auch heißes liefert, mit dem man sich auf Knopfdruck seinen Kaffee aufbrühen kann. Hier stand zwar wie in anderen Herbergen Kaffee rum, aber ich hatte mir gleich am ersten Tag löslichen Kaffee gekauft und der muss nun langsam aufgebraucht werden.

Ich bin im Dunkeln los und dank der Straßenbeleuchtung gut durch die Stadt gekommen. Als der Weg dann aber hinter dem Stadtrand runter zum Wasser gehen sollte, war es immer noch dunkel. Deshalb bin ich noch ein Stück auf der Straße geblieben und erst dann an den Strand gewechselt, als man auch ohne Laternen sehen konnte, wo man hin tritt. Bald darauf musste ich nämlich mal um eine Klippe herumkraxeln und bei jedem Schritt aufpassen, dass ich nicht von einer Welle erfasst werde. Die hätte mich zwar sicher nicht ins Meer gerissen, aber mir nasse Füße beschert. Im Dunklen wäre das nicht zu machen gewesen.

Einige Kilometer konnte man gut auf einer sehr einfachen Strand-promenade laufen, nur einmal musste man fast bis zur „Autovía“ land-einwärts laufen, weil sich da ein Hotel bis ans Wasser ausgebreitet hat. Ein anderes Mal bin ich freiwillig in eine Urbanisation abgebogen, um an der Mündung eines kleinen Baches nicht durch den nassen Sand stapfen zu müssen. Aber nachdem ich mich wie in einem Labyrinth zwischen den Ferienhäusern von einem Gang zum anderen vorgearbeitet hatte, stand ich wieder da, wo ich abgebogen bin.

In San Luis de Sabinillas bin ich mal vom Ufer weg, um mir in einem „Carrefour Express“ was zu essen und zu trinken zu holen, was ich auch gleich vor Ort vertilgt habe. Heute war den ganzen Tag keine Sonne zu sehen, da konnte man sich zur Pause überall niederlassen und musste sich nicht erst einen schattigen Platz suchen.

Da auf der Karte zu sehen war, dass ab Sotogrande nur noch selten ein befestigter Weg am Strand ist, bin ich schon kurz vorher abgebogen und zur Autobahn gelaufen. Ich hatte keine Lust, etwa 15 km, das heißt vier Stunden, durch den Sand zu stapfen, da dies doch ziemlich anstrengend ist. Außerdem war für den Nachmittag Regen angesagt, was das Laufen am Strand nicht angenehmer macht. Nun hatte ich auch erstmal genug Strand gesehen. Der Sonnenaufgang hinter Palmen war wie immer schön, aber jetzt war die Sonne ja wieder weg und in der Ferne war kaum was zu sehen. Die „Säulen des Herakles“, das heißt, die Berge beidseits der Straße von Gibraltar, konnte man nur erahnen.

Ab Estepona standen an der Strandpromenade nur noch vergleichsweise einfache Ferien­häuser und dazwischen sogar mal ein paar ganz verfallene. Mit jedem Kilometer wurde es ärmlicher und auf dem Stück vom Strand durch Torreguadiaro zur Autobahn sah es sogar ziemlich schlimm aus. Absolut kein Vergleich zu dem nur 30 km vorher bei Marbella Gesehenen.

Auf dem ersten Stück Autobahn gab es keine Servicestraße, da musste ich auf dem Standstreifen laufen. Anders wäre ich (außer auf einer Straße am gerade verlassenen Ufer) nicht über den Rio Guadiaro ge-kommen. Das weiß wohl auch die Polizei und hat mich im Vorbeifahren ignoriert. Aber wehe, ich hätte von der Brücke runter gepinkelt! Später gab es dann eine Servicestraße, die sich mit der Autobahn etwa 200 Meter hoch gequält und dabei auch mal die Seite gewechselt hat. Die hatte allerdings kaum Seitenstreifen und war recht stark befahren. Dort zu laufen war also auch kein richtiges Vergnügen, zumal es wie angekündigt um halb zwei zu regnen angefangen hat. Durch den Regen konnte man leider die Landschaft, durch die sich die Autobahn schlängelt, weder genießen, noch fotografieren. Das waren überwiegend sehr gefällige Berghänge mit niedrigem Bewuchs, auf denen Felsbrocken bis hin zur Größe eines Eigenheimes liegen.

Irgendwann gabelt sich die Autobahn - ein Zweig führt über Algeciras nach Cadiz und der andere nach La Línea. Das war meiner. Da gab es zwar keine Servicestraße, aber wieder einen breiten Standstreifen und niemand hat sich daran stört, dass ich da laufe. Da der Regen zwischen-durch immer mal stärker wurde, habe ich mich auch sehr beeilt. Nach La Línea hinein geht es mit 6…8 % Gefälle und vielen Kurven. Das ist bei anderem Wetter sicher schön anzusehen.

In La Línea angekommen, landet man erstmal in einem ziemlich üblen Gewerbegebiet, in das sich zunehmend Wohnhäuser mischen, die nicht viel ansehnlicher sind. Richtige Fußwege gibt es nicht, da musste ich stets um Pfützen herum laufen und dabei aufpassen, dass nicht derweil neben mir ein Auto durch eine solche fährt. Es waren nämlich wieder viele Autofahrer auf einer „Spritztour“ unterwegs.

Ein Zimmer hatte ich in La Línea noch nicht gebucht. Hier gibt es drei Pensionen bzw. Hotels zwischen 30 und 35 €. Die billigste Unterkunft hat dabei die besten Bewertungen, das ist die Pension „La Esteponera“, in der ich im November zwei Nächte war. Damals hatte ich für 25 € ein Einzelzimmer mit Bad, dieses Mal waren da angeblich nur noch Doppelzimmer zu haben: mit eigenem Bad 40 €, mit Gemeinschaftsbad 30 €. Komischerweise hatte ich damals im Einzelzimmer zwei Betten zu stehen, jetzt ist es im Doppelzimmer nur eins, allerdings ein etwas Breiteres. Dass es ein Doppelzimmer ist, erkennt man aber daran, dass im Schrank zwei Kleiderbügel sind.

Ich habe vom Wirt, der mich sogar wiedererkannt hat, auf Nachfrage einen Heizstrahler bekommen, der einerseits das Zimmer etwas anwärmen und andererseits beim Trocknen meiner Wäsche helfen soll. Ich habe nämlich törichterweise den zwei Wochen ungenutzt herum-geschleppten Regenponcho im Rucksack gelassen, weil ich dachte, der Regen sei ja nicht so schlimm. Der war auch längst nicht so heftig, wie das, was ich in Spanien und vor allem in Portugal schon erlebt habe, aber vier Stunden leichter Regen reichen auch aus, um den Rucksack nebst Inhalt zu durchnässen.

Das Wetter und die heute gar nicht so reizvollen Ortschaften machen mir den Abschied etwas leichter. Morgen werde ich mich am Vormittag hier und in Gibraltar noch etwas umsehen und gegen Mittag mit dem Bus nach Málaga fahren, damit ich auch da noch etwas von der Stadt zu sehen bekomme. Übermorgen geht es dann nach Hause. Ich freu mich schon darauf.

Costa del Sol - Tag 11