Der Jakobsweg durch Westbrandenburg (Teltow-Vehlen): Teltow

Teltow

Unser Weg beginnt in Teltow an der evangelischen Stadtkirche Sankt Andreas, wo bislang die sogenannte Südroute des aus Frankfurt (Oder) kommenden Jakobsweges endet. Hier verläuft auch der aus Stettin kommende und über Leipzig nach Nürnberg führende Jakobs­weg entlang der alten Reichsstraße Via Imperii, dem wir bis zum Stahnsdorfer Friedhof folgen.

Die Feldsteinkirche, deren Anfänge im 13. Jahrhundert liegen, wurde 1801 bei einem Stadtbrand zerstört. Beim Wiederaufbau war Karl Friedrich Schinkel maßgebend beteiligt, was man insbesondere dem im neogotisch/klassizistischen Stil neu errichteten Turm ansieht. Vor der Kirche finden wir im Boden Platten und Baumumrandungen aus rostigem Eisen, in welche bedeutsame Daten der Teltower Stadtgeschichte eingeschnitten wurden, zum Beispiel die urkundliche Ersterwähnung im Jahre 1265.

Wir werfen einen letzten Blick auf die Kirche und wenden uns nach links (Westen). Nach wenigen Metern passieren wir das Südende des Marktplatzes, der gleich mit zwei Rathäusern aufwarten kann. In einem der Rathäuser ist die Touristeninformation, in der man nach einen Stempel für seinen Pilgerpass fragen kann. Auf der uns gegenüber liegenden Seite des Platzes sehen wir ein als Brunnenumrandung gestaltetes Denkmal für Ernst von Stubenrauch, der Anfang des vorigen Jahrhunderts als Landrat des Kreises Teltow den Bau des Teltowkanals vorangetrieben hat. Der 1906 eröffnete Kanal zweigt in Grünau von der Dahme ab, durchfließt unter anderem Adlershof, Neukölln, Tempelhof und bildet ab Lichterfelde die Grenze zwischen Berlin und Brandenburg. Da es sich hier um Westberlin handelte und das jetzige Land Brandenburg zu Ostdeutschland gehörte, trennte der Kanal zwei Welten und war durch Mauern, Zäune und bewaffnete Grenzer mit Schießbefehl so gesichert, dass es nur wenigen gelang, diese Grenze zu überwinden. Wer heute vom Osten oder Norden auf dem Jakobsweg nach Teltow kommt, läuft die letzten Kilometer auf dem dicht am Ufer entlang führenden Mauerweg, auf dem bis 1989 die ostdeutschen Grenzer patrouillierten, um Fluchtwillige am Überwinden der zwischen Weg und Kanal liegenden Sperranlagen zu hindern. Die eigentliche Grenze verlief in der Mitte des Kanals, weshalb auch auf dem Wasser Grenzer unterwegs waren, um jene aufzuhalten, denen es gelungen ist, die Mauer zu überwinden und bis ans Wasser zu gelangen. An Land und auf dem Wasser haben die Grenzer oft dem menschenverachtenden Schießbefehl folgend hemmungslos von der Schusswaffe Gebrauch gemacht, um Flüchtende zu stoppen. Davon zeugen Bild- und Texttafeln, die am Mauerweg überall dort aufgestellt wurden, wo ein „Republikflüchtiger“ ums Leben gekommen ist. Wir werden später auch noch welche zu sehen bekommen.

Nach dem Passieren des Teltower Marktplatzes kommen wir in die Neue Straße und biegen an deren Ende links ab. Wer im Frühjahr oder Sommer unterwegs ist, kann überall an den Laternen bunt bepflanzte Blumenampeln bestaunen, die von Teltower Bürgern, Vereinen, Firmen und Institutionen spendiert wurden und auf denen die Namen der edlen Spender genannt werden. Mit Blumen geschmückt ist auch das älteste Haus der Stadt an der nächsten Ecke, in dem der Heimatverein Teltow seinen Sitz hat. Hier biegen wir rechts ab in die Alte Potsdamer Straße und laufen bis zur Parkanlage hinter der Jahnstraße, die wir diagonal durchqueren, um vorbei an einer Sportanlage zur Oderstraße zu gelangen.

Die Oderstraße ist eine viel befahrene Straße, die sich parallel zum Teltowkanal von Ost nach West durch Teltow zieht. Unser Weg wird hier von verschiedensten Verkaufs­einrichtungen flankiert, in denen man schnell mal ein Auto kaufen oder sich mit Proviant für den weiteren Weg eindecken kann. Da, wo die breite Straße nach links (Süden) abbiegt und fortan Saganer Straße heißt, laufen wir weiter geradeaus. Die nunmehr ziemlich schmale Straße heißt weiterhin Oderstraße und stößt bald auf einen Schlagbaum, der zumindest geografisch Ost (Teltow) und West (Kleinmachnow) voneinander trennt. Der soll aber keine Flüchtenden aufhalten, sondern Autos davon abhalten, auf dieser Straße und durch die angrenzenden, beschaulichen Wohngebiete nach Stahnsdorf zu fahren.


Der Jakobsweg durch Westbrandenburg - Teltow