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Unterwegs an der Algarve-Küste von Faro nach Lissabon | ![]() |
Tag 1 (Mi, 5.3.2025) Faro - Quarteira / 23,0 km
Obwohl mich nachts um zwei ein knatterndes Motorrad hochgeschreckt hat, habe ich ganz gut geschlafen und war um sechs hiesiger Zeit hellwach. Das war eine gute Gelegenheit, die Bilder des Anreisetages zu sichten und ein paar davon in die Runde zu schicken. Dann habe ich möglichst leise meinen Kram zusammen geräumt und mich aus dem Zimmer geschlichen. In der Küche stand schon ein großer Thermobehälter mit frisch gebrühtem Gratis-Kaffee. Das war aber sicher nicht Jakobs Krönung. Da ich nichts mehr zum Munterwerden brauchte, habe ich es bei einer halben Tasse bewenden lassen und mich lieber zeitig auf den Weg gemacht. Hunger hatte ich eh noch nicht nach dem üppigen Pizzaessen am Vorabend.
Ich bin auf kürzestem Wege, vorbei an einem großen Einkaufscenter wieder auf die Straße, die ich gestern gekommen bin. Aber nach Überquerung der beiden Flüsse bin ich nicht nach links zum Flughafen abgebogen, sondern geradeaus in die Urbanisation gelaufen, die zur Gemeinde Montenegro gehört. Zu meiner Überraschung bin ich da in unscheinbaren Straßen auf verschiedene Geschäfte und Gaststätten gestoßen. Die hatte ich an der Hauptstraße erwartet, die sich durch den Ort zieht. Aber das war eine richtige Schnellstraße ohne Fußweg, die man auch nicht so einfach überqueren konnte. Ich bin also wieder zurück in die Siedlung und habe eine Straße genommen, die auf eine Fußgängerbrücke über die Schnellstraße stößt, hinter der es in der beabsichtigten Richtung weitergeht. Etwa 500 Meter hinter der Brücke mündet die Straße in einem Kreisverkehr und taucht dahinter in einen lichten Pinienwald ein. Nach einer langen Doppelkurve führt die Straße, die inzwischen zu einem je nach Wetter staubigen oder schlammigen Fahrweg mutiert ist, aus dem Wald heraus und in ein nur spärlich bewachsenes Flussdelta hinein. Das ist der Naturpark „Ria Formosa“. Links breiten sich die Salinen aus, die ich gestern vom Flugzeug aus fotografiert habe, und rechts ziehen sich kleine Wasserläufe zwischen den meist nur knie- oder hüfthohen Sträuchern hin. Unmengen an Störchen, die ihre Nester in eine Gruppe Eukalyptusbäume gebaut haben, stelzen da durchs Wasser und sorgen für ordentlichen Bio-Lärm. Die größtenteils ausgetrockneten Salinenbecken sahen eigentlich nicht so aus, als ob man da Salz zusammenkratzen könnte, aber zwei große Salzhaufen mittendrin beweisen das Gegenteil. Der Weg, der eigentlich weiter geradeaus führen sollte, war leider auf der Höhe der Salzhaufen gesperrt und mit „Betreten verboten“-Schildern versehen. Da Hundegebell zu hören war, habe ich die Schilder ausnahmsweise mal ernst genommen und den links abbiegenden, direkt zum Meer führenden Weg zwischen den Becken der Saline genommen. In ziemlich dichtem Abstand sind da Flugzeuge von rechts kommend über meinen Kopf hinweg auf die bis an die Salzbecken heranreichende Landebahn zu geflogen. Ich habe gestaunt, was der kleine Flughafen so verkraftet. Gegen 9 Uhr sind mehrere Flugzeuge im 5-Minuten-Abstand gelandet und in den Lücken dazwischen sind immer welche gestartet. Der von mir eingeschlagene Weg führte auf eine Gruppe Hotelbauten zu, aber ohne diese zu erreichen. Die stehen nämlich auf der langen Sandbank, welche die Lagune vor der Stadt und dem Flughafen vom Meer trennt. Am westlichen Ende des Flughafens führt eine Brücke rüber zur Sandbank. Mein Weg endet an der Lagune und stößt dort auf einen parallel zum Wasser verlaufenden Fußweg, der mit Geländer und vereinzelten Bänken versehen, aber leider an manchen Stellen etwas schlammig ist. Ansonsten läuft es sich da aber schön. Linker Hand ist die Lagune und dahinter verläuft die nunmehr unbebaute „Sandbank“ mit einer etwa fünf Meter hohen Düne. Rechts ziehen sich wieder unzählige Wasserläufe durch spärlich bewachsenes Gelände und dahinter sind, etwas höher gelegen, schicke Villen und Hotels sowie diverse, von Pinien eingerahmte Golfplätze zu sehen. Etwa da, wo der über den sumpfigen Grund führende Weg aufs „Festland“ stößt, geht es auf einem Holzweg auf Stelzen weiter. Der ist etwa drei Meter breit, beidseits mit Geländer und in Golfplatznähe mit einem mannshohen Netz versehen. Auf diesem Holzweg geht es um kleine Lagunen herum, manchmal auch mittendurch. Da macht es Spaß zu laufen und trotz des trüben Wetters haben das viele genutzt. Bei den Leuten, die einem da begegnen, handelt es sich überwiegend um Engländer, aber hin und wieder waren auch mal deutsche Stimmen zu hören. Ab da, wo die Lagune endet, also „Sandbank“ und Festland aufeinander treffen, führt der Holzweg durch die Dünen. Oben auf der Düne stehen einige Gaststätten, natürlich auch auf Stelzen wie die dort hin führenden Wege. Irgendwann ist aber Schluss mit dieser luxuriösen Wegeführung. An einem großen Parkplatz muss man sich entscheiden, ob man sich einen Weg durchs Hinterland sucht, oder runter an den Strand wechselt. Ich habe Letzteres gemacht und es nicht bereut. Der Strand ist hier durchgängig mindestens fünfzig, an flachen Stellen auch über hundert Meter breit. Es ist schöner, feiner, heller Strand, auf dem man dicht am Wasser auch prima laufen kann. An manchen Stellen gibt es etwas Steilküste. Nicht sehr hoch, vielleicht 10 Meter, aber mit tollen Farben von Gelb über Ocker bis Tiefrot. Den ganzen Vormittag war es schon bewölkt, aber mittags zogen sich die Wolken richtig dicht und dunkel zusammen. Für 13 Uhr war Regen angesagt und etwa zu dieser Zeit fing es auch wirklich an zu nieseln. Aber es war nur so viel, dass ich es bis zu meinem Tagesziel Quarteira geschafft habe, ohne mein Regencape rausholen zu müssen. In der Stadt angekommen, wurde der Regen zwar etwas stärker, aber hier konnte man sich ja unterstellen oder mal in ein Geschäft flüchten. Meine Herberge machte erst um drei auf, aber ein paar Minuten eher bin ich doch schon reingekommen. Ich bin hier angenehm überrascht worden, da alles sehr ordentlich und geschmackvoll eingerichtet ist. Ich bin mit einem anderen Herrn in einem 6-Mann-Zimmer, Bad und WC gleich gegenüber. Erstmals habe ich hier ein Gepäckfach unterm Bett, das mit einem elektronischen Schloss versehen ist, welches die Key-Card akzeptiert, mit der man ins Haus und ins Zimmer kommt. Toll, sonst muss man sich immer einen Schlüssel besorgen oder ein Vorhängeschloss ausleihen, wenn überhaupt eine Möglichkeit zum Abschließen besteht. Die Küche ist sehr gut ausgestattet und hat mich schon zu einem selbst gefertigten Omelett verleitet. Ein zweites wird es als Frühstück geben, ich kann ja keine Reste durch die Gegend schleppen. In einer Regenpause habe ich mal eine Runde durch den Ort gedreht, die ziemlich enttäuschend ausgefallen ist. Hier stehen reichlich hohe Häuser rum, teils als Wohnbauten, teils als Hotels genutzt. Viele Geschäfte und Gaststätten, aber nichts, was die Augen fesseln könnte. Ein winziges, sehr schlichtes Kirchlein habe ich zwischen der altstädtischen, wenig sehenswerten Bebauung entdeckt. Bei schönem Wetter hätte man vielleicht noch einen Abstecher auf eine der beiden Molen des Fischerhafens gemacht, aber das war heute nicht so verlockend. |
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Algarve - Tag 1 | ![]() |