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Unterwegs an der Algarve-Küste von Faro nach Lissabon | ![]() |
Tag 4 (Sa, 8.3.2025) Portimão - Lagos / 23,5 km
Heute gibt es nicht so viel zu erzählen. Es war eine kurze Etappe und ich habe nicht viel gesehen, weil ich den ganzen Tag damit zu tun hatte, den Regenponcho an- und wieder auszuziehen. Während dieser Prozedur ist man ja eine ganze Weile blind und zudem bewegungsunfähig. Die beste Gelegenheit, einen Wanderer zu überfallen!
Mit anderen Worten: es hat mit einigen Unterbrechungen den ganzen Tag geregnet. Schon in der Nacht war fast dauerhaftes Trommeln auf den Autodächern vorm Haus zu hören. Aber das Wetter hat sich an die Vorhersage gehalten. Als ich aus dem Bett bin, habe ich gesehen, dass für 8 Uhr nur Wind, aber kein Regen angekündigt war. Da habe ich mich beeilt, um diese Pause nutzen. Und die Vorhersage stimmte auf den Punkt: von fünf vor bis fünf nach acht kam nichts runter. Dummerweise habe ich die Tür ins Schloss fallen lassen, als ich fünf nach acht aus dem Hostel getreten bin. Zum Glück gab es da aber einen überdachten Hauseingang, wo ich in aller Ruhe das Anlegen des neuen Regenponchos üben konnte. Da muss nämlich jeder Griff sitzen. Während bei uns üblicherweise der Regen langsam anfängt und dann stärker wird, geht es hier meist auf einen Schlag los. So, als ob jemand einen Eimer auskippt. Da schafft man es kaum, den Rucksack abzusetzen und den Poncho rauszuholen. Eh man den angezogen hat, ist man schon mal nass. Ich hatte heute nur eine kurze Strecke vor mir. Da ich in Portimão am westlichen Stadtrand genächtigt habe, waren es bis Lagos auf direktem Wege nur 17 Kilometer. Da hätte ich mich gut noch eine Weile im Bett räkeln können. Aber nun war ich einmal draußen, da musste ich auch los. Der Routenplaner hat fast für die ganze Strecke die Straße vorgeschlagen. Das war aber überwiegend die ziemlich stark befahrene EN 125, auf der es keinen Spaß macht zu laufen, obwohl es dort eine WhatsApp-Spur gibt, also eine Spur, in welche jene Autofahrer langsam einschwenken, die unbedingt bei der Fahrt Telefonieren, WhatsApps schreiben oder Lieferscheine sortieren müssen. In dieser Spur standen aber viele Pfützen und man musste immer eine Lücke in der Fahrzeugkolonne abwarten, um diese umrunden zu können. Bei der nächstbesten Gelegenheit bin ich deshalb nach rechts (Norden) runter von der Fernstraße und auf einem Umweg über Figueira und Mexilhoeira Grande gelaufen. Weitere Umgehungsmöglichkeiten gab es nördlich der Fernstraße nur auf fragwürdigen Feldwegen, weshalb ich wieder reumütig zurück an den Fahrbahnrand bin. Nach links, in Richtung Meer, gab es bis Odiáxere gar keine Ausweichmöglichkeiten, weil sich da ein sumpfiges Flussdelta mit Salinen mittendrin ausbreitet. Für Vögel, insbesondere Störche, ist das im wahrsten Sinne des Wortes ein gefundenes Fressen. Auf einem Grundstück standen dicht bei dicht Bäume, die auf etwa vier Meter Höhe gekappt und mit einem Nest versehen waren, manche keine 20 Meter von der Straße entfernt. Und alle Nester waren belegt. Der Straßenverkehr scheint die Tiere gar nicht zu stören, aber wenn man zu Fuß in gleicher Entfernung vorbeikommt, dann fliegen die sonst seelenruhig auf der Erde pickenden Störche ganz aufgeregt davon. Die Störche oben in den Nestern lassen sich auch von einem Fußgänger nicht stören. In Odiáxere ergab sich die zwingende Notwendigkeit, einzukehren, da es wieder stärker regnete. Zum Glück gibt es hier in den kleinsten Orten eine unglaubliche Kneipendichte, so dass man in bewohnten Gegenden nicht im „Regen stehen gelassen“ wird. Aber bei so viel Regen muss man schon aufpassen, dass die Leber mitmacht. Von Odiáxere kommt man auf einer nur wenig befahrenen, kleinen Straße ans Meer - vorbei an Golfplätzen und Nobel-Villen, von denen gerade Unmengen hochgezogen werden. Die Gegend ist auch wirklich ganz nett: sehr grün und zum Meer hin abfallend, so dass man auch in größerer Entfernung noch Meeresblick hat, sofern man kein Haus vor die Terrasse gesetzt bekommt. Am Ufer zieht sich fast schnurgerade ein breiter, von Dünen begrenzter Strand hin. In den Dünen stehen wie schon gehabt diverse Restaurants, die durch Holzstege mit dem Strand und mit einem sich die ganze Düne entlangziehenden Holzweg verbunden sind. Parallel zur Düne verläuft eine Regionalbahnlinie, dahinter eine Straße, die auf der anderen Seite mit teilweise recht noblen Hotels bebaut ist. Der Wind, der heute neben dem Regen wetterbestimmend war, hat für ordentlichen Wellengang gesorgt. Das hat viele Surfer und Wellenreiter angelockt. Auf den letzten paar hundert Metern vor der Stadt war ein regelrechtes Gedrängel auf und in den Wellen. Hier kann man nämlich gleich hinter der Düne gut und kostenlos parken und ist mit seinem Brett schnell am Wasser. Heute, am Sonnabend, sind offenbar viele der Wellen wegen an den Strand gefahren. Aber einige Wellenreiter, darunter auch Deutsche, sahen aus, als ob sie überhaupt nichts anderes machen. Und ganze Familien mit Neoprenanzug und Surfbrett habe ich gesehen. Ein für mich neues Detail ist mir hier aufgefallen. Einige Autos hatten an der Anhängerkupplung oder an einer anderen sicheren Stelle eine Schlüsselbox zu hängen. Clever: man lässt alles im Auto, schließt ab und packt den Schlüssel in die Box. Da muss man (außer dem Zahlencode) nichts mit aufs Brett nehmen oder am Strand ablegen. Lagos wird durch einen Fluss, die Ribeira de Bensafrim, in zwei Teile geteilt. Die eigentliche Stadt liegt westlich davon, also am anderen Ufer. Auf der Ostseite des Flusses, wo ich angekommen bin, sind eigentlich nur Hafenbecken mit den zugehörigen Serviceeinrichtungen, Gaststätten und der Bahnhof. Um rüber in die Altstadt zu kommen, muss man ein ganzes Stück landeinwärts und um ein Hafenbecken herum bis zu einer Fußgängerbrücke laufen. Auf den ersten Blick hat Lagos nicht viel zu bieten. Was anderswo die Strandpromenade ist, ist hier die Promenade entlang des Flussufers. Die ist wie die Seiten- und Nebenstraßen mit vielen Gaststätten und Geschäften bestückt - so wie überall in den Küstenstädten. Aber hier gibt es wenigstens noch eine richtige Altstadt mit einigen Kirchen, einer noch ganz gut erhaltenen Stadtmauer und einer kleinen Festung kurz vor der Flussmündung. Mein Hostel ist so ziemlich mittendrin. Als ich nach der äußeren Inspektion der Stadtmauer wieder in Richtung Zentrum gelaufen bin, stand ich plötzlich vor der Tür. Für 14 € ist das „Lagos City Center Guest Hostel“ ganz brauchbar. Für zwei Zimmer mit 4 bzw. 6 Betten ist allerdings eine einzige Klo/Dusche-Kombination etwas knapp bemessen. Wenn da einer gern unter der Dusche Arien singt, müssen sich alle anderen ihr eventuell schon dringend gewordenes Geschäft verkneifen. |
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Algarve - Tag 4 | ![]() |