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Unterwegs an der Algarve-Küste von Faro nach Lissabon | ![]() |
Tag 5 (So, 9.3.2025) Lagos - Sagres / 38,5 km
Heute bin ich gleich morgens auf dem offiziellen Fischerweg gestartet, der in Lagos beginnt und nach Sines führt. Oder umgekehrt, wie man mir gesagt hat und wie der Weg wohl in Reiseführern beschrieben ist. Aber da der in beiden Richtungen (mit blau/grünen Strichen) ausgeschildert ist, darf man den wohl auch in beiden Richtungen laufen.
In Lagos beginnt er an der kleinen Festung am Fluss, gar nicht weit weg von meiner Unterkunft. Dort, am Stadtstrand geht es auch schon mit der Steilküste und einzelnen Felsen am Wasser los. Ein Holzweg auf Stelzen mit Geländer führt oben auf den Klippen entlang. Solche Wege führen auch zu einzelnen Aussichtspunkten, die so platziert sind, dass man gut in die Schluchten schauen kann, die das Wasser im Laufe der Zeit in die Küste gefressen hat. Auf einem solchen Weg geht es dann um einen Leuchtturm herum und noch ein ganzes Stück auf den Klippen entlang. Das muss alles ziemlich neu sein, denn der Fischerweg verläuft lt. Karte ein Stück landeinwärts entlang einer Straße. In einem Vorort von Lagos führt der Weg mal kurz von der Küstenlinie weg. Dann geht es so weiter, wie ich es vor zwei Tagen schon mal hatte. Man sucht sich oben auf den Klippen einen der vielen Wege - je nach Geschmack ganz vorn an der Kante (was in der Regel der Fischerweg ist) oder in sicherer Entfernung, ein paar Meter weiter landeinwärts. Da entgeht einem aber der Blick auf die tollen, von Wellen umspülten Felsen im Wasser. Die Felsformationen waren zwar bei weitem nicht so spektakulär wie auf dem „Weg der sieben hängenden Täler“, aber auch sehr eindrucksvoll. Und da heute wieder ordentlich Wellengang war, konnte man sich erneut daran erfreuen, dass die Wellen beim Auftreffen auf den Felsen weit nach oben schlagen und geräuschvoll zerstieben. Die Steilküste hat hier keine konstante Höhe. Auf dem Stück nach Luz werden die Felsen immer höher und stets geht der Weg vorn an der Kante entlang, etwa auf den höchst möglichen Punkten. Das ist aus der Ferne und natürlich vor Ort sehr eindrucksvoll, aber auch recht anstrengend, da der „Weg“ immer nur eine Schneise im Gestrüpp mit felsigem Boden ist. Der Unterschied zu dem Gehabten ist der blau/grüne Doppelstrick, der sich auf Felsbrocken am und im Weg findet. Wenn man die vermutlich höchste Stelle des ganzen Weges erreicht hat, bietet sich ein grandioser Blick auf Luz, eine nette kleine Stadt mit 3500 Einwohnern. Nachdem es gerade geschüttet hatte, lag die Stadt jetzt im Sonnenschein. Ein wundervoller Anblick. Um dort hin zu kommen, musste man aber am Ende der Steilküste einen ziemlich steilen, inzwischen matschigen Weg runtersteigen. Das war nicht wirklich erfreulich und erklärte die verbissenen Gesichter der Wandergruppe, die sich oben auf dem Felsen versammelt hatte. Die Leute waren alle ziemlich alt und hatten sich vermutlich für einen geruhsamen Sonntagsausflug und nicht für eine Abenteuertour angemeldet. Die waren teilweise mit dem Regenschirm im Hagelschauer da hoch gekrochen, wo man sich besser mit beiden Händen im Gestrüpp festhält. Ich habe einige deutsche Stimmen gehört, vielleicht war das auch eine deutsche Reisegruppe. Die haben für ihr Geld wirklich was geboten bekommen. In Luz angekommen, war es kurz nach elf. In der dortigen kleinen Kirche begann um halb zwölf ein englischer Gottesdienst und die Bankreihen waren schon ganz gut gefüllt. Ich habe es aber bei einem Blick in die Kirche bewenden lassen, weil ich doch schon gestern Abend in Lagos einen halben Gottesdienst mitgemacht habe - bis zur Predigt. Dann bin ich gegangen, um die anderen Besucher nicht mit meinem Schnarchen zu belästigen. Der Gottesdienst war im Übrigen sehr schön, weil da ein Chor zum Einsatz kam und es sich um sowas wie eine Firmung handelte, denn eine Gruppe von Kindern wurde vom Pfarrer an der Tür abgeholt, gesegnet und zu den vordersten Bankreihen geführt. In Luz zeigte sich der Himmel von seiner schönsten Seite und ich Trottel habe meinem Fresstrieb nachgegeben und mich für eine Kleinigkeit in ein ganz originelles Restaurant gesetzt. Dort saß bereits eine Familie, die ich schon unterwegs bewundert habe, denn die war mit vier Kindern und Rucksäcken unterwegs. Die Mutter mit zwei Kindern, etwa 10 und 14, lief schon in Lagos vor mir, später stieß der Mann mit etwa 6jährigen Zwillingen dazu. Die waren in Luz sicher noch nicht am Ziel. So löblich ich das Familien-Wandern finde, im Restaurant musste ich auf meine „Loaded Chips“ (Fritten mit Speck und Käse überbacken) lange warten, weil deren Gerichte den Koch voll ausgelastet haben. Als ich nach einer halben Stunde endlich rauskam, war der Himmel schon wieder finster. und es dauerte gar nicht lange, bis erneut ein Hagelschauer herunterkam - mit Körnern, die gar nicht groß waren, aber auf dem Körper ordentlich wehtaten. Ich musste mich letztlich hinter einem großen Strauch verstecken, um Wind und Hagel etwas zu mildern. Da hatte sich auch schon eine Deutsche mit ihrem etwa 8jährigen Sohn versteckt. Dem war bestimmt eine Abenteuertour versprochen worden - die hat er bekommen. Nach diesem zweiten Hagelschauer standen alle Wege unter Wasser und der Boden zwischen den Pfützen war so aufgeweicht und glitschig, dass da kaum ein Vorwärtskommen möglich war. Nachdem ich hinter Burgau wiederholt im Schlamm weggerutscht bin, habe ich abgedreht und bin zurück bis zu einem Weg, der in eine Siedlung und dort auf eine richtige Straße führt. Diese führte in großen Bögen um einen Berg und dann um eine große sumpfige Wiese an der Mündung der Ribeira de Vale Barão herum. Da hat man mit großem Aufwand den Berghang auf mehreren hundert Metern mit Metallkäfigen voll Steinen abgestützt. Darauf hat jemand „Free the Stones“, also so viel wie „Befreit die Steine“ gesprüht. Das ist zwar unschön wie jede Schmiererei an Wänden, aber wenigstens witzig. Hinter der sumpfigen Wiese bin ich nicht wieder auf die Steilküste, sondern auf einer abzweigenden Straße in Richtung Budens gelaufen und kurz vor diesem Ort nach links auf die Fernstraße N 125 gewechselt. Auf beiden Straßen lief es sich ganz gut. Kurz vor Figueira, das es hier mehrfach gibt, ging es wieder runter von der Fernstraße und lange Zeit auf einer schmalen Straße bergauf und bergab, was ich so nicht erwartet hatte und was ziemlich kraft- und zeitraubend war. Aus der Straße wurde schließlich ein Feldweg und später ein Trampelpfad, der durch dorniges, schulterhohes Gestrüpp an einem verwilderten Campingplatz vorbeiführte. In der Karte wurde daraus bald wieder eine „Straße“, aber das war auch nur ein holpriger Weg von einen Meter Breite. Der führte wieder zu dem auf den Klippen verlaufenden Fischerweg. Dort sah es wie üblich aus: herrliche Aussicht, aber löchriger Weg mit vielen Pfützen. Da, wo ein kleiner Bach dem Meer zustrebt, musste ich erneut runter vom Plateau, über besagten Bach und auf der anderen Seite wieder hoch auf die Steilküste. Das war aber alles nicht so einfach, wie es klingt. Runter ging es auf einem glitschigen, steinernen Pfad, wo man sich am Gestrüpp festhalten musste. Unten am Bach standen auf einem Parkplatz wieder ein paar Deutsche mit klapprigen Wohnmobilen, die sicher am nahen Strand Surfen waren. Das Überqueren des Baches war dann ein echtes Problem. Die dafür vorgesehene Stelle war total geflutet. Da es gerade mal wieder geregnet hat, musste ich unterm Poncho die Karte auf dem Smartphone checken. Die sagte mir, dass es keine andere Stelle zur Querung des Baches gibt und dass die alternative Nutzung der Straße einen Umweg von mehreren Kilometern bedeuten würde. Das konnte ich mir zeitlich nicht erlauben, da es ja nach dem Sonnenuntergang um halb sieben schnell dunkel wird und der Weg auf den Klippen nicht unbedingt ein Nachtwanderweg ist. Also einfach durch das knapp knietiefe Wasser durch. Die Schuhe auszuziehen lohnte nicht, denn die hatten wegen sich lösender Sohle eh nur eine Restlebenserwartung von wenigen Stunden – die neu gekauften hatte ich im Rucksack. Der Aufstieg war dann auch nicht so ganz einfach, weil inzwischen der Weg rutschig und alle Steine glatt waren. Zum Glück ging es, oben angekommen, recht lange halbwegs eben über ein Plateau. Da konnte ich etwas Zeit schinden und dabei auch noch den hinter Wolken stattfindenden Sonnenuntergang bewundern. Ein kleines Stück ging es noch entlang der Steilküste. Dann kam kurz vor Martinhal wieder ein kleines Bächlein, zu dem man absteigen musste. Das hatte sich aber hinter einem Damm angeschwemmter Steine zu einem kleinen See aufgestaut und wenn man den glitschigen Abstieg herunterkam, blieb einen gar keine andere Wahl, als durch den See zu waten. Kein Problem, denn bis über die Knie war eh alles nass. Nachdem es hinter dem See nochmal auf die hier nicht mehr sehr hohe Steilküste ging, kam bald der Abstieg zum Strand. Da wurde es schon dunkel, aber auf dem Sand haben die weißen Schaumkronen der aufs Land treffenden Wellen eine gute Orientierung gegeben. Nun musste ich nur noch den richtigen Strandzugang finden und bis zu der Straße mit meinem Hostel kommen. Das war mit dem Smartphone vor der Nase kein Problem. Als ich endlich nach rund 40 Kilometern um viertel acht vor der Tür stand, war es bereits stockfinster. Das Hostel, das man von außen für eine Gartenlaube hätte halten können, war sehr praktisch und zugleich gemütlich eingerichtet. Es gibt da nur zwei Schlafräume mit insgesamt acht Betten, die alle belegt waren. Gut, dass ich am Tag zuvor noch gebucht hatte, als angeblich noch fünf Betten frei waren. Ich bin vom Hospitalero sehr freundlich begrüßt und sogar mit einer Büchse Bier aus seinem privaten Kühlschrank wieder unter die Lebenden geholt worden. Da hier erfreulicherweise auch große Supermärkte wie in diesem Fall ein SPAR sonntags bis 20 Uhr geöffnet sind, konnte ich sogar noch einkaufen gehen. Abends saß fast die gesamte Belegschaft im urigen Aufenthaltsraum, in dem aller möglicher Trödel, Surfbretter und Musikinstrumente von der Ukulele über Trommeln bis hin zum Klavier rumstanden. Es waren aus meinem Zimmer zwei Jungs aus Stuttgart bzw. Halle und aus dem Frauenschlafsaal eine Wienerin, eine Tschechin, eine Niederländerin und eine schon etwas reifere Dame aus Australien da. Zumindest die Tschechin war auch auf dem Fischerweg unterwegs, aber in der anderen Richtung. Den Vierten aus meinem Zimmer habe ich erst spät am Abend kommen gesehen. Seinen Platz auf dem Sofa hat derweil die größere der zwei Hauskatzen eingenommen. In den Bewertungen bei booking.com haben manche geschwärmt, welch liebe Katzen es da gibt und eine Frau hat ganz stolz berichtet, dass eine der Katzen schon in der zweiten Nacht bei ihr mit im Bett geschlafen hat. Das Haus ist also ein Eldorado für Katzenliebhaber. Ich bin zwar nicht Alf, habe aber trotzdem ein etwas reserviertes Verhältnis zu Katzen. Darum habe ich vorm Essen wiederholt die große Katze angefaucht (was hoffentlich nicht verboten ist), damit sie auf dem Küchentisch etwas Platz macht. |
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Algarve - Tag 5 | ![]() |