![]() |
Unterwegs an der Algarve-Küste von Faro nach Lissabon | ![]() |
Tag 6 (Mo, 10.3.2025) Sagres - Carrapateira / 26,1 km
Als ich heute früh um acht aufbrechen wollte, ging gerade wieder ein Regenguss runter. Den habe ich noch abgewartet und bin dann eine halbe Stunde später los. Von Sagres habe ich nicht viel zu sehen bekommen, denn mein Weg führte südlich am Stadtzentrum vorbei. Ich kann also nicht sagen, ob die Stadt besser aussieht, als das gleichnamige Bier schmeckt. Es gibt hier zwei große Biersorten, nämlich „Sagres“ und „Super Bock“ mit einem ähnlichen Sortiment: Pils, Elfenbeinfarbenes, Schwarzbier und Alkoholfreies. Beim Pils schmeckt mir der Super Bock, der nur so furchteinflößend heißt, besser.
Vom Fischerweg aus fiel mein Blick nach links auf eine Festung, welche auf einer Landzunge steht. Die sah eindrucksvoll aus, weshalb ich einen Abstecher dorthin gemacht habe. Da die aber mit Einlass war und der erst eine halbe Stunde später begann, bin ich gleich weiter. Auf einem Modell und Zeichnungen in der Eingangshalle konnte ich noch sehen, dass dies gar keine allseitig ummauerten Festung war, sondern nur ein Flügel, der die gesamte Landzunge zum Festland hin abriegelt. Auf einer Abkürzung bin ich wieder auf den Fischerweg, der in Richtung Westen parallel zur Landstraße verläuft. Da starker Wind aufkam und die Wolken bedrohlich dunkel wurden, habe ich auf der noch halb überdachten Trainerbank eines verlassenen Sportplatzes Zuflucht gesucht. Aber wenn man schon mal einen Regenschutz gefunden hat, dann bleibt der Regen aus. Der kam eine viertel Stunde später, als ich wieder auf freiem Feld war. Zunächst ging es aber an einer Antennenanlage vorbei, deren Zaun fast bis an die Kante der hier etwa 10 Meter hohen Steilküste reichte. Da blieben nur etwa 5…10 Meter Platz zum Laufen. Ausgerechnet hier schossen beim Aufprall der Wellen an den Felsen Fontänen bis über die Feldkante hoch, so dass sich oben schon kleine Seen bildeten. Des Regens und vor allem des Sturmes wegen bin ich gleich hinter der Antennenanlage wieder auf die Straße und dieser zum Kap „Cabo de São Vicente“ gefolgt. Das ist das portugiesische Ende der Welt. Bekanntlich hat ja jedes Land sein eigenes, „Finisterre“ oder ähnlich genanntes „Ende der Welt“, die Schweiz und Österreich mal ausgenommen. Auf halben Wege legte der Regen nochmal richtig nach, da stand zum Glück nicht weit entfernt rechts eine Gaststätten/Souvenirladen-Kombination, wo ich mich unters Vordach retten konnte. In der nächsten Regenpause habe ich es gerade mal über die Straße zu den Resten der Festung „Forte de Santo António de Belixe“ geschafft. Die steht hart an der Steilküste, die sich hier offenbar in den letzten Jahrhunderten ein ganzes Stück zurückgezogen hat, denn auf einer Seite fehlt schon die komplette Festungsmauer und die Festungskapelle hängt zum Teil schon ziemlich bedrohlich in der Luft. Auf der Landseite ist die Festungsmauer noch komplett. Da konnte ich mich in eine Ecke zwängen, die zwar nicht den Regen, aber den Sturm abgehalten hat. Der war so heftig, dass sich ein Paar am Wegesrand hingekniet hat, um dem Wind weniger Widerstand zu bieten. Trotz des üblen Wetters war auf dem Parkplatz vor dem Leuchtturm am „Ende der Welt“ viel Betrieb. Aber die Leute sind meist nur aus dem Auto raus, um vor dem Leuchtturm ein Selfie zu machen, die Kamera mal kurz auf die nächste Klippe zu richten und dann schnell wieder einzusteigen. Da immer wieder kurze Schauer runterkamen, habe ich meinen Regenponcho gar nicht mehr ausgezogen, was aber beim Fotografieren ziemlich hinderlich war. Immer wenn ich die Arme hob, kam das Vorderteil des Ponchos hinterher und schlug ins Gesicht. Habe ich mich gegen den Wind gedreht, kam stattdessen das Hinterteil über den Kopf nach vorn geflogen. Vom Kap ging es ein Stück zurück und dann nach links durch die Büsche wieder bis an die Kante der Steilküste. Ab hier ist es Portugals Westküste, bis Sagres war es die Südküste. Der Blick hinunter in die Schluchten der Küste war wieder großartig, da sich die Wellen dort regelrecht austobten. Schlimm war nur der „Weg“, denn da oben ragten dicht an dicht fußballgroße Felsbuckel aus der Erde und man musste von einem zum anderen balancieren. Platz dazwischen war nicht und auf den runden Buckeln konnte man auch nicht richtig stehen. Dort vorwärts zu kommen, war eine Tortur, zumal der Sturm kein bisschen nachgelassen hatte. Ich war heilfroh, als ich den Weg erreicht hatte, der vom Fischerweg rechts weg zum Gehöft Vale Santo führt und dort auf den Radfernweg EV1 (Eurovelo 1) stößt. Das ist zwar ein löchriger Sandweg mit Pfützen in jedem Loch, aber da lief es sich doch wesentlich besser als auf den Felsbuckeln. Außerdem war hier im Landesinneren der Wind deutlich schwächer. Und es gab mal eine ganze Weile keinen Regen. Durch eine sanft gewellte, unheimlich grüne Landschaft bin ich so nach Vila de Bispo gelangt, wo ich ganz knapp vor dem nächsten Regenschauer einen großen Lidl erreicht habe. Dort gab es wieder die bei mir beliebten Teigtaschen, die ich noch vor Ort hinter dem schützenden Fenster verspeist habe. Vom Lidl ging es am eigentlichen Ort vorbei zur ER 268, der ich lt. Routenplaner bis zu meinem Tagesziel, Carrapateira, folgen sollte. Da hätte es sicher ein paar schönere Alternativen gegeben, aber die waren möglicherweise nach dem Regen nur schwer zu begehen und außerdem wäre das zeitlich nicht machbar gewesen. Ich musste bis 19 Uhr im Hostel sein und außerdem setzt dann die Dunkelheit ein. Der Routenplaner hat mir gesagt, dass ich um dreiviertel sieben ankommen werde, da war also nicht viel Spielraum. Das Laufen an der Straße war ziemlich übel, da es keinen Seitenstreifen gibt und außerdem große Pfützen auf der Fahrbahn waren. Da musste man sich doppelt vor den Fahrzeugen vorsehen. Und dann setzte auch noch der Regen wieder ein und machte gar keine Anstalten, mal eine Pause einzulegen. So war es ein Geschenk des Himmels, dass plötzlich neben mir eine Frau mit einem kleinen, klapprigen Auto anhielt und fragte, ob sie mich nach Carrapateira mitnehmen soll. Da habe ich nicht lange gezögert und bin schnell eingestiegen. Ich bin ja kein Masochist und nehme auch nicht an einem Überlebenstraining teil. Mit dem Auto war ich in wenigen Minuten am Ziel, zu Fuß wären es noch etwa 8 km, also zwei Stunden im Regen am Straßenrand gewesen. Und die Fahrt war ein Erlebnis für sich. Das Armaturenbrett war mit Klebeband befestigt, die Beifahrertür schloss nicht richtig und die Frau hat bei Tempo 100 den Hund auf der Rückbank getätschelt, da der offenbar eifersüchtig war. Aber sie hat mich gut nach Carrapateira gebracht und fast an der Haustür des „Hostel do Mar“ abgesetzt. Danke! |
![]() |
Algarve - Tag 6 | ![]() |