![]() |
Unterwegs an der Algarve-Küste von Faro nach Lissabon | ![]() |
Tag 7 (Di, 11.3.2025) Carrapateira - Aljezur / 23,5 km
Im Hostel in Carrapateira waren unter den etwa zehn Gästen allein fünf Frauen, die den Fischerweg in der gleichen Richtung laufen wie ich, darunter vier deutsche. Da haben wir am Abend natürlich darüber geredet, was wir schon erlebt haben und was uns noch bevorsteht. Letzteres klang nicht so gut, denn die Frauen hatten von Entgegenkommenden erfahren, dass es auf der heutigen Etappe zwei kaum passierbare Stellen gibt - eine nahe Carrapateira und die andere kurz vor Arrifana. Da sind jeweils Bäche zu durchqueren, die angeblich hüfthoch Wasser führen. Zwei Damen aus Karlsruhe, die gestern schon des Wetters wegen mit dem Bus gefahren sind und heute der Problemstellen wegen mit dem Taxi nach Aljezur wollten, hatten sich gestern noch die Stelle bei Carrapateira angeschaut und Bilder gezeigt. Da hatte sich wirklich der Bach einen Weg über den Strand gebahnt und die Wellen haben versucht, durch dieses Bachbett weiter landeinwärts zu kommen. Die Damen konnten aber schwer schätzen, wie tief der Bachlauf ist. Hüfttief erschien er mir nicht, aber wenn sich die Stelle umgehen lässt, dann wollte ich das tun. Da auf der Karte in diesem Bereich noch eine Alternative des Fischerweges eingezeichnet ist, scheint es doch öfter mal vorzukommen, dass der „richtige“ Weg nicht oder nur schwer passierbar ist. Hier habe ich mich schnell für die Alternative entschieden, die erst ein Stück entlang der Straße führt, dann abbiegt, einen Bach überquert, in einem großen Bogen zurück führt und am Strand auf den „richtigen“ Weg stößt.
Die zweite Problemstelle war für mich nicht wirklich relevant, da ich nicht unbedingt nach Arrifana musste. Da hatte ich ursprünglich was gebucht, aber dann doch lieber ein Bett in Aljezur genommen, damit die folgende Etappe nicht übermäßig lang wird. Da meine Sachen, die ich gestern Abend gewaschen hatte, noch nicht trocken waren, habe ich diese sorgfältig um meinen Rucksack platziert - die Hose mit zwei kleinen Karabinerhaken an Ösen festgemacht und den Kleinkram (Socken, Schlüppis und ein T-Shirt) im Waschsack am Rucksack angehängt. Das sah aufregend aus, hat aber funktioniert. Zumindest die Hose war ziemlich schnell trocken. Zum Glück blieb es nach einem Regenguss am Morgen, den ich noch im Hostel abgewartet habe, den ganzen Tag weitestgehend trocken. Nur gelegentlich kam mal etwas runter, was ich normalerweise ignoriert hätte, aber der zu trocknenden Wäsche wegen habe ich bei jedem Tropfen der fiel, gleich den Regenponcho übergestülpt. Ich habe wie geplant am Anfang der Tour die alternative Variante gewählt und dabei gelernt, dass nicht alles, was auf der Karte wie eine Brücke aussieht, auch wirklich eine Brücke ist. Es kann auch eine Furt sein. Eine solche fand ich vor, als ich zu der Stelle kam, wo der alternative Weg über den Bach führt. Das Wasser stand da etwa 20 Zentimeter hoch und war so breit, dass da nichts mit Hüpfen war. Also habe ich mir Schuhe und Strümpfe ausgezogen und bin da durch. Als ich am Strand angekommen war, begegnete mir eine junge Frau, die den „richtigen“ Weg genommen hat. Die erzählte, dass der Bach am Strand keinesfalls hüfttief war, sondern auch nur bis zur Wade reichte. Den Umweg hätte ich mir also sparen können, aber verpasst habe ich auch nichts, denn den Strand habe ich auch noch zu sehen bekommen. Außerdem bin ich durch einen Pinienwald gekommen, in dem es in jüngster Zeit gebrannt haben muss. Das sah ziemlich gespenstig aus. Ab dem Zusammentreffen der Wege ging es stets bergauf, immer ziemlich dicht an der Kante der sich langsam aufbauenden Steilküste. Unten war ordentlicher Wellengang und es war toll anzusehen, wie 4…5 schäumende Wellenkronen hintereinander auf die Felsen zuliefen. Nach einer Weile führt der Weg aber weg von der Küste, hoch auf eine Anhöhe, von der man einen tollen Rundumblick hat. Ein Stück weiter stößt der Europa-Radweg EV1 (hier „Atlantic Coast Route“ genannt) dazu und ab dieser Stelle geht es auf halbwegs glattem Weg mit nur moderaten Höhenunterschieden weiter. Bei Monte Novo, dem einzigen kleinen Dörfchen an der Strecke, macht die Straße mit dem Radweg zwei Bögen, während der Fischerweg eine Abkürzung nimmt. Dieser bin ich dummerweise gefolgt und an eine den ganzen Weg einnehmende Pfütze gelangt. Das Blödeste, was man in einem solchen Fall machen kann, ist der Versuch, die Pfütze auf dem angrenzenden Acker zu umgehen. Schon beim ersten Schritt war ich bis über den Knöchel im aufgeweichten Boden versunken. Anschließend bin ich freiwillig in die Pfütze, um den Schlamm am Schuh wieder loszuwerden. Etwa zwei Kilometer weiter trennen sich Rad- und Fischerweg wieder. Letzterer biegt nach links ab und führt wieder zum Meer, auf die zweite schwer passierende Stelle zu, um dahinter wieder vom Meer wegzuführen. Viel bekommt man da vermutlich nicht vom Meer und von der Steilküste zu sehen. Ich hätte unter normalen Umständen trotzdem diesen Weg genommen, um nach Aljezur zu kommen. Aber zwei mir entgegenkommende deutsche Frauen erzählten, dass das Wasser dort nicht nur hüfthoch steht, sondern dass es ihnen beim Überqueren bis zur Brust stand. Das fiel für mich schlichtweg aus. Also bin ich auf dem „Euro Velo“-Radweg geblieben und auf diesem ziemlich gerade nach Aljezur gelaufen. Recht unerwartet gab es da auf halber Strecke eine Ferienunterkunft mit einer Gaststätte. Der junge Wirt war zwar etwas mürrisch und auf dem Nachbartisch saß eine Katze, aber ich bin trotzdem geblieben und habe mir ein Toastbrot als Stärkung für die letzten Kilometer machen lassen. Kurz vor dem Ziel ging es nochmal ein Stück entlang der Straße, was etwas unangenehm war. Am Abzweig nach Aljezur konnte ich zwischen zwei Varianten wählen: entweder steil bergab direkt in die Stadt, oder auf gleicher Höhe bleibend zur Burg und hinter dieser bergab. Da ich sicher nach dem Einchecken keine Lust gehabt hätte, nochmal hoch zur Burg zu laufen, habe ich diese jetzt gleich „mitgenommen“. Allerdings war es ein Trugschluss zu glauben, dass man diese leicht erreicht, wenn sie auf Augenhöhe ist. So wie es sich für eine Burg gehört, steht sie nämlich auf einem Hügel und man muss erstmal ein ganzes Stück bergab und dann schweißtreibend wieder hoch. Viel ist allerdings von der Burg nicht übrig, die im 10. Jahrhundert von den Mauren gebaut wurde und als letzte Burg der Algarve im Jahr 1249 von den Christen erobert wurde. Unter anderem hat das Erdbeben von 1755 ordentlichen Schaden angerichtet. Von da oben hat man aber einen schönen Blick. Unterhalb der Burg stehen alte Häuser, ganz unten an der Brücke ist mein „Amazigh Hostel“ und auf der anderen Seite des Flusses breitet sich ein etwas neuerer Stadtteil aus. Mittendrin ein großer, optisch gar nicht in die weiße Bebauung passender Intermarché. Im Hostel waren wieder einige Wanderer, darunter drei etwa 50jährige deutsche Frauen mit ihren etwa 20jährigen Söhnen. Ob die sich erst hier kennengelernt, oder zum gemeinsamen Wandern verabredet hatten, weiß ich nicht. Im geräumigen Aufenthaltsraum saßen abends die Mütter schwatzend in einer Ecke und die Söhne in einer anderen. |
![]() |
Algarve - Tag 7 | ![]() |