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Unterwegs an der Algarve-Küste von Faro nach Lissabon | ![]() |
Tag 9 (Do, 13.3.2025) Zambujeira - Vila Nova de Milfontes / 31,2 km
Zu den finsteren Gestalten und den Geldgeschäften gestern Abend kam mir später die Idee, dass die Männer, die da vor und im Supermarkt rumlungerten und dann etwas vom Geldscheinbündel abbekamen, vielleicht Tagelöhner auf der Plantage waren und abends um halb acht dort ihren Lohn abgeholt haben. Also vielleicht ganz liebe Leute.
Heute bin ich wieder viel später aufgewacht, als gewollt. Ganz ohne Wecker geht es offenbar doch nicht. Als ich los wollte, regnete es. Da habe mich mir noch einen Kaffee gemacht. Kaum hatte der Regen aufgehört und ich war draußen auf der Straße, fing es schon wieder an. Und dieses Mal war es ein nicht übermäßig heftiger, aber ein lang anhaltender Landregen. Zum Glück führte der Fischerweg nach einer kurzen Runde auf einem Kap lange Zeit auf einem separaten Fußweg entlang einer Straße. Da kam ich trotz Regen gut voran. In den Taxis, die an mir vorbei fuhren, saßen bestimmt einige Wanderer, die in der gleichen Richtung unterwegs waren, denn gesehen habe ich von denen den ganzen Tag über niemand. Am besagten Fußweg waren alle paar hundert Meter Rastplätze auf Planken angelegt, alle mit Bänken und manche sogar mit etwas Überdachung und mit Sportgeräten. Das alles hat mir leider heute im Regen nichts genützt. Dann führte der Weg mal an die Klippen, wo sich schaurig-schöne Blicke in die Tiefe boten, dann ging es wieder ein Stück weg von der Kante, dafür auf einem Weg, auf dem die Pfützen in voller Breite standen. Von den angrenzenden Feldern floss zudem das Wasser über den Weg, um ein paar Meter weiter als kleiner Wasserfall in die Tiefe zu stürzen. Bei den breiten Pfützen macht es wenig Sinn, sich im dornigen Gestrüpp eine Umgehung zu suchen oder am glitschigen Rand der Pfütze zu balancieren und einen Sturz samt Smartphone in die Pfütze zu riskieren. Am besten ist es, einfach durchzulaufen. So habe ich auf dem relativ kurzen Wegstück bestimmt ein Dutzend Pfützen und Bäche durchquert. Irgendwann merkt man das gar nicht mehr und bei dem heftigen Wind trocknet zumindest die Hose ganz schnell. Es ist ja zum Glück Regen- und kein eisiges Schmelzwasser. So ging es etwa bis Cavaleiro - sehr feucht, aber ansonsten nicht übermäßig anspruchsvoll. Das änderte sich dahinter. Da ging es wieder ausschließlich auf Sand durch eine Dünenlandschaft, wo zwar nur wenige Pfützen standen, dafür aber eine spektakuläre Wegführung geboten wurde. An manchen Stellen führte der ausgeschilderte Weg auf weichem Sand wieder bis ganz dicht an die Kante heran. Das ist so schon gruselig, aber wenn man vorher gesehen hat, dass da oben die Felsen überstehen und man praktisch auf einem Balkon läuft, kann einem schon komisch werden. Und wenn man dann bei der Passage auch noch nach unten schaut, wo die schäumenden Wellen gegen den Felsen klatschen, dann kann man nur hoffen, dass der obere Magenverschluss richtig funktioniert. Ich muss gestehen, dass ich mir an einer Stelle, wo der etwa 50 cm breite und noch dazu abschüssige Sandweg genau an der Kante des etwa 30 Meter hohen Felsens verlief, einen alternativen Weg ein paar Meter weiter landeinwärts gesucht habe. Den Fußspuren zufolge haben das vor mir auch andere Weicheier gemacht. Da die entgegenkommenden Wanderer, von denen ich bis Almograve 66 gezählt habe, alle trockene Hosen und Schuhe hatten, war klar, dass ich bezüglich Wasser das Gröbste hinter mir hatte. Amüsiert habe ich mich über jene, die über den Schuhen Gamaschen trugen. Die sind bei Regen hilfreich, weil sie verhindern, dass das Wasser von oben in die Schuhe läuft. Aber ob die auch in einer 20 cm tiefen Pfütze Schutz bieten? In Almograve hatte ich gerade mal 19 km hinter mir - da war es nach 14 Uhr. Damit stand fest, dass ich den Rest des Weges bis Vila Nova de Milfontes, ca. 13 km, nicht auch noch auf dem Küstenweg zurücklegen kann. Der Routenplaner sagte mir, dass ich selbst auf der kürzesten Strecke noch über vier Stunden vor mir habe, also Ankunft kurz vor Sonnenuntergang. Ich bin folglich einer der vom Kartenprogramm vorgeschlagenen Routen gefolgt: zunächst auf Feldwegen, unter anderem entlang des Wanderweges „PR1ODM“, was wahrscheinlich „Portugiesischer Wanderweg 1 in Odemira“ heißt. Der führte halbwegs trocken durch landwirtschaftlich genutzte Flächen. Da es inzwischen aufgehört hatte zu regnen und der Wind im Hinterland nicht ganz so heftig blies, lief sich das ganz gut. Lediglich in den kleinen Wäldchen wurde man durch umgestürzte Bäume am schnellen Laufen gehindert. Auf der vom Routenplaner vorgeschlagenen Stelle bin ich dann vom Feldweg weg zur Fernstraße EN 393, die nach Vila Nova de Milfontes führt. Da lief es sich zwar bei dem regen Verkehr wegen fehlender Randstreifen nicht gut, aber ich kam voran. An einem Abzweig habe ich überlegt, ob ich nicht doch nach links in Richtung Meer abbiege und das letzte Stück auf dem Fischerweg laufe. Das hätte nicht viel länger gedauert, wäre aber mit einem Abstieg zum Strand und einem Aufstieg zurück aufs Straßenniveau verbunden gewesen. Ich war noch gar nicht fertig mit Überlegen, da habe ich gesehen, dass die Fernstraße ab besagtem Abzweig eine breite Standspur hat, auf der sich wunderbar laufen lässt. Da habe ich mir den Abstecher gespart, bin auf der Straße geblieben, habe auf einer hohen Brücke den Rio Mira überquert und war so noch vor dem Sonnenuntergang in meinem Zielort, Vila Nova de Milfontes. Das „Pirata Milfontes Guest House“ war Dank der zugesandten Instruktionen schnell gefunden und die Schlüsselbox hat nach Eingabe des mitgeteilten Codes den Schlüssel zum Haus und zum Zimmer rausgerückt. Der Name der Unterkunft hat übrigens nichts mit Seeräubern zu tun, sondern rührt daher, dass die Vermieterin Ina Pirata heißt. Ob deren Vorfahren vielleicht Seeräuber waren, weiß ich nicht. |
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Algarve - Tag 9 | ![]() |