Unterwegs an der Algarve-Küste von Faro nach Lissabon
Tag 13 (Mo, 17.3.2025) Sesimbra - Alfarim / 28,9 km
Als ich heute früh aufgestanden bin, hat es draußen noch heftig geregnet. Die Wetter-App sagte mir, dass der Regen um zehn aufhören und erst nachmittags um zwei wieder einsetzen soll. Ich habe deshalb ordentlich getrödelt und ganz in Ruhe gefrühstückt, bis kurz vor zehn der Regen wirklich aufhörte.

Die Burg von Sesimbra, die ich bislang wegen Regen oder Nebel nur selten zu sehen bekam, war mein erstes Besichtigungsziel. Am Ende der Straße, die von meinem Quartier wegführt, sind zwei Zugänge zur Burg, ein kurzer, steiler Aufstieg für Fußgänger und die Straße, die halbwegs moderat auf der Nordseite des Burgberges nach oben führt. Bergauf habe ich den steilen Aufstieg gewählt, der gar nicht so leicht zu bewältigen war, weil die glatten Pflastersteine noch vom Regen nass und rutschig waren. Oben angekommen, habe ich über den guten Zustand der Befestigungsanlagen gestaunt. Ich habe dann aber gelesen, dass die in ihren Anfängen aus den 9. Jahrhundert stammende und immer wieder erweiterte Burg schon mal bis zur Ruine verkommen war und ab 1933 aufwändig saniert wurde. Jetzt sitzt wieder jede Zinne in voller Schönheit an ihrem Platz auf der Mauer. Nur eine unschöne Lücke gibt es in der Mauer - dort wo die Straße auf das Burggelände führt. Hier hat man einfach ein Stück Mauer entfernt oder nicht wieder aufgebaut. Erfreulicherweise kann man die gesamte Mauer auf dem Wehrgang ablaufen. So kommt man auch an einem alten Friedhof auf dem Burggelände vorbei und landet an der Nordspitze beim eigentlichen Castello, einem vom Burggelände nochmal durch eine Mauer abgetrennten Bereich, in dem der Burgherr mit seiner Familie wohnte.

Mitten auf dem Gelände steht eine außen sehr schlichte, aber innen recht sehenswerte Kirche, die erfreulicherweise offen stand. Das ist wieder eine, die innen ringsum mit blauen Kacheln versehen ist, auf denen biblische Motive dargestellt sind.

Natürlich habe ich von der Burgmauer nicht nur den Blick auf die eigentliche Stadt am Meer genossen, sondern auf der anderen Seite der Burg auch nach meiner letzten Unterkunft Ausschau gehalten. Die konnte man ganz prima erkennen und man hätte auch sehen können, ob da jemand im Pool ist. War aber keiner!

Von der Burg runter bin ich die Zufahrtsstraße auf der Nordseite bis zu meinem Ausgangs­punkt und dann einen Fußweg auf der Südseite des Burgberges runter in die Stadt. Da gibt es etwas Altstadt mit ein paar netten Gassen und vielen Geschäften, umringt von bedingt sehenswerten Neubaugebieten. Unten am Wasser bin ich ganz unerwartet auf eine weitere Festung gestoßen: das Forte de Santiago. Das steht direkt am Stand und hat zum Wasser hin richtige Festungsmauern mit Wachttürmchen. Zur Stadt hin besteht die Befestigung darin, dass die dorthin zeigenden Wände der Festungsbauten keine oder sehr hoch angeordnete Fenster haben. Insgesamt war die Befestigung aber nicht so, dass sie einem Angriff von Piraten oder fremden Heeren standgehalten hätte, aber ein paar betrunkenen Söldnern hätte sie sicher getrotzt. Die Gebäude dieser kleinen Festung beherbergen das Museum von Sesimbra, das heute am Montag leider geschlossen war.

Von der Festung aus ging es zunächst ein Stück auf der Straße westwärts, dann auf Holzwegen am Stand an ein paar Gaststätten vorbei und schließlich wieder auf der Straße vorbei an den Hafenanlagen. Da gab es zunächst den kleinen Hafen einer Reparatur-Werft, dann den Fischereihafen und schließlich einen großen Sportboothafen. Aber nichts, wo ein Frachtschiff hätte anlegen können.

Am Sportboothafen ist die Straße eigentlich zu ende, aber es ist möglich und erlaubt, den ab hier bergauf führenden Wanderweg (GR 11) auch mit dem Auto zu befahren. Der Weg umkurvt die Reste einer weiteren Festung, die jetzt die Basis eines kleinen Leuchtturmes sind, um dann permanent aufwärts zu führen, vorbei an den Hinterlassenschaften eines Steinbruchs, die den Weg noch deutlich überragen.

Endlich oben angekommen, stößt man auf die Fernstraße EM 569, die zum meinen heutigen Ausflugsziel, dem Kap (Cabo) Espichel führt. Ich bin aber nicht lange auf der Straße geblieben, sondern bald mit dem Wanderweg GR 11 nach links in die Wildnis abgebogen, um der Straße mit gut hundert Metern Abstand westwärts zu folgen. Dabei bin ich an einer umzäunten Antennenanlage vorbeigekommen, die auch gut als Landeplatz für Ufos durchgehen würde. Hinter Azóia stößt der Weg dann wieder auf die Fernstraße, der man nun noch etwa 1,5 km folgen muss, begleitet von einem nur wenige Meter über dem Boden verlaufenden, überdachten Aquädukt. Auf diesem Stück fing es dann an zu regnen, immerhin zwei Stunden später als angedroht.

Kurz nach vier war ich am Cabo Espichel, wo es zwei Sehenswürdigkeiten gibt: einen markanten Leuchtturm, den ich mir nur von weitem angeschaut habe, und die Wallfahrts­kirche „Nossa Senhora do Cabo“, die montags leider nicht zu besichtigen ist. Noch viel eindrucksvoller als die äußerlich schon ziemlich abgeschrammte Kirche sind zwei lange, zweigeschossige Anbauten auf jeder Seite, die vor der Kirche einen langen, rechteckigen Platz flankieren. Diese „Pilgerhäuser“ genannten Bauten wurden zwischen 1715 und 1760 gebaut, um die vielen Wallfahrer unterzubringen und zu versorgen. Das Untergeschoss mit Arkaden enthielt Geschäfte und im Obergeschoss waren die Schlafsäle. Da hat man sicher ein paar hundert, wenn nicht tausend Pilger untergebracht. Und das Aquädukt diente wohl dazu, die Pilger mit Wasser zu versorgen.

Zu beiden Seiten der Kirche sind Durchgänge, durch die man auf einen großen Platz direkt am Kap gelangt. Hier hat man an der Kante der Steilküste sogar mal ein Geländer angebracht, damit da nicht zu viele herunterpurzeln. Außerdem stehen da Schilder, die vor dem instabilen Felsen und dem starken Wind warnen. Für heute gab es auch wieder in der Wetter-App eine „Schwere Küstenunwetterwarnung“ mit Wellen von 5…6 und vereinzelt 11 Metern Höhe. Mit dem Regen war zwar Wind aufgekommen, aber so schlimm sah es auf dem Wasser gar nicht aus. Nördlich des Kaps schlugen ein paar einzelne, hohe Wellen ans Land, aber das war überhaupt nichts gegen den Wellengang am Fischerweg.

Für den Fall, dass es da rings um die Wallfahrtskirche was zu besichtigen gibt und es dadurch länger dauert, hatte ich mir schon eine Busverbindung zu meiner Unterkunft in Alfarim rausgesucht. Da wäre um 17.40 Uhr ein Bus gefahren, der mich mit einmal Umsteigen ans Ziel gebracht hatte. Nun hatte ich aber noch genug Zeit, um zu Fuß im Hellen anzukommen und bin trotz Regen losgelaufen. Erst auf der wenig befahrenen „Avenida 25 de Abril“, wie die EM 569 hier auf voller Länge heißt, und ab der Windmühle nach links (Norden) weg auf einer spärlich befestigten Straße, die noch weniger befahren war. So bin ich gut vorangekommen und war zum Sonnenuntergang um dreiviertel sieben am Ziel. „Sonnenuntergang“ war allerdings nur eine theoretische Zeitangabe, denn die Sonne war schon am Mittag verschwunden - hoffentlich, um für die verbleibenden drei Tage Kraft zu schöpfen.

Die Unterkunft (Doppelzimmer mit Gemeinschaftsbad und -küche) war zwar mit 40 € für Pilgerverhältnisse sündhaft teuer, konnte sich aber nicht mit der vorigen (34 €) messen. hier war alles eng und schmuddelig und ausgerechnet am Kopfende der Betten war Schimmel an der Wand und am Bett. Aber wenigstens ging im Zimmer die Klimaanlage, denn ohne deren Heizfunktion wäre es bitter kalt gewesen, so wie in Küche und Bad, wo man sich nicht lange aufhalten konnte. Ohne Genius-, Frühbucher- und Mobilgerätenutzer-Rabatt hätten die Vermieter sogar 64 € haben wollen. Da muss man sich nicht anstrengen und die Geld-scheine selber drucken. Als Alternative hätte es in der Umgebung aber nur auf einem Campingplatz für 30 € eine Liege im 2-Mann-Zelt bekommen - Klo etc. auf dem Hof. Das ist nichts für einen alten Mann.

Algarve - Tag 13