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Unterwegs an der Algarve-Küste von Faro nach Lissabon | ![]() |
Tag 15 (Mi, 19.3.2025) Almada - Lissabon / 10,7 km
Ich habe wunderbar geschlafen. Wir waren nur zu zweit im 6-Bett-Zimmer (zwei Doppelstock- und zwei Einzelbetten). Mein Compagnion war Guilherme, ein junger portugiesischer Immobilienmakler aus Portimão, der bei RE/MAX offenbar noch nicht so reich geworden ist, dass er im x-Sterne-Hotel übernachten kann. Da er wohl schon ein paar Nächte in der Jugendherberge war, wusste er, dass es da trotz des Radiators nachts recht kühl wird und hat sich deshalb gleich mit Jeans und Pullover ins Bett gelegt. So verschieden sind die Menschen: Ein paar Mädels kamen dafür zum Frühstück im Schlafanzug. Das Frühstück war übrigens recht gut. Neben diversen Süßkram gab es auch Wurst und Käse, was bei mir Bewertungskriterium ist. Neben dem durchaus trinkbaren Kaffee aus einer Thermophore konnte man sich auch kostenfrei Espresso und ähnliches aus dem Automaten ziehen. Da ich keine Eile hatte, habe ich diese Rahmenbedingungen genutzt und sehr ausgiebig gefrühstückt.
Vor dem Losgehen habe ich den Blick über den Tejo, auf die Hängebrücke und zur Christus-Statue „Cristo Rei“ nochmal im Hellen fotografiert. Der Blick war einfach großartig und von jedem Raum der Herberge aus anders. Ich habe bedauert, dass ich nachts nur einmal aus physiologischen Gründen wach war, denn nachts war der Blick übers Wasser besonders schön. Ich bin dann über die Autobahn rüber zur Statue, die mit einem großen Parkplatz aufwarten kann, der bei diesem Wetter aber ziemlich leer war. Viele haben auch nur die Aussicht vom Fuß des Monumentes genossen, was heute wegen des starken Windes verstärkte Anforderungen an das Stehvermögen gestellt hat. Ich habe es auch unterlassen, für acht Euro, die man nicht mal von der Kirchensteuer absetzen kann, mit dem Fahrstuhl hoch zur Statue zu fahren. Da es trübe war, hätte man von da oben auch nicht weiter schauen können, und bei dem Sturm und dem gerade einsetzenden Regen hätte ich vermutlich das Smartphone gar nicht zum Fotografieren rausholen können. Ich habe mir stattdessen die sehr eindrucksvolle Kapelle angeschaut, die man vor ein paar Jahren zwischen die vier „Stelzen“ des Monuments gebaut hat. Da der Regen für eine Weile stärker wurde, habe ich mich auf dem Weg runter nach Almada in ein „Wassermuseum“ gerettet, das man in den Gängen und Räumen eines unterirdischen Wasser-Reservoirs eingerichtet hat. Das war nicht groß und hatte außer diversen Wasseruhren, Hydranten und Hähnen nicht viel Spannendes an Exponaten zu bieten. Auf Schautafeln und Installationen wurde aber der Kreislauf des Wassers, die Qualitätskontrolle, der Verbrauch in der Region usw. sehr anschaulich erklärt. Eine gute Sache für Schulklassen. Ich war etwas enttäuscht, aber da ich wegen eines defekten Kartenlesers keinen Eintritt zahlen musste, kann ich mich nicht beschweren. Ich bin dann durch ein paar verwinkelte Gassen runter nach Almada, wo die Altstadt ganz hart auf moderne Großstadt trifft. Da gibt es Hochhäuser und viele Geschäfte. Mittendurch fährt die Straßenbahn und auf den Straßen wimmelt es an Bussen - viele „ungelenkige“ in dem bei uns üblichen Format, aber auch einige kleine, in die vielleicht ein Dutzend Leute rein passt. Ziel der Bahnen und der meisten Busse ist der Fähranleger von Cacilhas. Da gibt es auch einen kleinen Hafen und als Museum eine alte Fregatte und ein U-Boot. Weil ja heute Zeit für sowas war, bin ich zum Kassenhäuschen, wo ein Mann hinter der Scheibe endlos lang telefonierte und mich völlig ignorierte. Kaum hatte er das Gespräch beendet und die Luke geöffnet, klingelte erneut das Telefon und ich stand wieder wie bestellt und nicht abgeholt in der Gegend rum. Da habe ich kehrt gemacht und bin zur Fähre. In Lissabon gibt es ja zur Not auch Museen. Die Fähre von Cacilhas rüber zum Cais do Sodré am gleichnamigen Bahnhof von Lissabon, verkehrt alle 10 bis 20 Minuten und dauert etwa zehn Minuten. Die ist hier ein ganz normales, viel genutztes Verkehrsmittel und meine Sorge, die könnte bei dem heftigen Wind nicht fahren, war unbegründet. Das Schiff schwankte zwar etwas bei dem herrschenden Wellengang, aber da habe ich schon Schlimmeres erlebt. Allerdings war das Ein- und Aussteigen etwas anspruchsvoll, weil das Schiff am Anleger ganz schön getänzelt hat. Seit gestern zeigt die Wetter-App für die hiesige Region unzählige Unwetterwarnungen an. Heute waren es am Nachmittag insgesamt 19. Und in jeder steht, dass Gefahr für Leib und Leben besteht und dass man in der nächsten Stunde handeln muss - in dieser Zeit schafft man aber gar nicht, alle Warnungen zu lesen. Diese Inflation von Unwetter-warnungen führt nur dazu, dass die keiner mehr ernst nimmt. Vor eineinhalb Jahren, als ich in Portugal schon mal eingeregnet bin, hatte ich vier Wochen lang „Schwere Küstenunwetterwarnung“ in der Wetter-App zu stehen. Das einzige, was mich dieses Mal dazu bewegt, etwas um- und vorsichtiger zu sein, ist der Fakt, dass die portugiesische Regierung eine Unwetterwarnung als SMS an alle Mobiltelefone geschickt hat: „Martinho Storm: Heavy and continuous rain on 19 and 20 march. Strong winds. Risk of flooding. Stay alert. … “. Mein Hostel „WOT New Lisbon“ liegt zum Glück wieder ziemlich hoch. So wie ich beim Anmarsch gekeucht habe, wird hier hoffentlich keine Monsterwelle ankommen und kein Sturzbach vorbeischießen. Das Hostel ist übrigens ganz brauchbar. Um flexibler zu sein, hatte ich für die beiden Nächte separate Buchungen vorgenommen, davon die heutige mit Stornomöglichkeit und, was nicht beabsichtigt war, im Frauenschlafsaal. Da man ja neuerdings sein Geschlecht selbst festlegen darf, hätte ich eigentlich darauf bestehen können, bei den Mädels unterzukommen, aber ich wollte ja nicht für die zweite Nacht nochmal umziehen. Darum habe ich freiwillig umgebucht und bin jetzt beide Nächte in einem gemischten Schlafsaal mit 8 Betten. Das sind wieder Schlafboxen, dieses Mal aber mit Einstieg auf der Stirnseite. Das muss so sein, wie das Schlafen im Torpedorohr auf einem U-Boot. Schade, dass mir heute die U-Boot-Besichtigung entgangen ist, sonst hätte ich da schon mal probeliegen können. Aber ansonsten gibt es nicht viel zu meckern. Die Nacht ohne Stornomöglichkeit kostet mit Frühstück 13,79 Euro, wovon 4 Euro Lissaboner City-Tax sind. Und zur Begrüßung gibt es ein Freibier! |
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Algarve - Tag 15 | ![]() |