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Unterwegs an der Costa del Sol von Almeria nach Gibraltar | ![]() |
Tag 8 (Fr, 17.1.2025) Von Málaga nach Fuengirola / 34,4 km
Ich bin heute früh wieder an der Unfallstelle von gestern vorbei-gekommen. Das Unfallauto war weggeräumt und ein städtischer Gärtner war gerade dabei, den Schaden an der Bepflanzung aufzunehmen. Nach dem, was heute zu sehen war und was der Gärtner erzählte, war die Frau doch auf der Straße und nicht auf der Promenade unterwegs. Dort hat sie, vielleicht durch ein gesundheitliches Problem, stark eingeschlagen, ist über den Bordstein, durch die Hecke und direkt an den Baum. Beim Aufprall hat es das Auto dann so gedreht, dass es aussah, als wäre es von der Promenade gekommen. Ein Polizist hat mir gestern noch was anderes erzählt und der Schaden an der Hecke war erst heute nach Abschleppen des Autos zu sehen. Egal. Es ist ja schön zu hören, dass es keine Absicht war, und der Dame ist gute Besserung zu wünschen.
Ich habe gestern abend in der Herberge Joho, einem jungen Finnen, davon erzählt. Der ist für eine Woche nach Málaga geflogen, hat sich hier ein Rad ausgeliehen und Touren durch die Umgebung von Málaga gemacht, immer etwa 120 km am Tag, wie er mir stolz erzählt und auf dem Laptop gezeigt hat. Der hatte von dem Unfall nichts mitbekommen und ist gleich zusammengezuckt, weil er an der Stelle jeden Tag vorbeigekommen ist und gut hätte von dem Auto getroffen werden können. Ich bin auf der Promenade wieder bis zum Hafen gelaufen, hab’ mir dieses Mal das in Kopenhagen zugelassene Segelschiff „Danmark“ etwas genauer angeschaut und bin dann entlang des Hafengeländes weiter in Richtung Flughafen marschiert. Am Himmel hingen dunkle Wolken, während die Wetter-App nur Sonnen zu bieten hatte. Dann fing es leider an zu regnen. Nicht stark, aber doch so, dass man sich lieber unterstellt, wenn man keine Eile hat. Da ich zeitig aufgebrochen bin und heute nicht so übermäßig viel auf dem Programm stand, habe ich mich hinter dem Hafengelände unter dem Vordach einer der vielen Restaurants am Strand untergestellt. Richtig geöffnet war das Restaurant noch nicht, aber es saßen schon ein paar Männer mit Kaffeetassen drin. Da im Sitzen und mit einem Kaffee in der Hand das Ende des Regens viel besser abgewartet werden kann, bin ich nach einer Weile auch rein - und gleich wieder raus, weil da noch der Fischgeruch vom Vorabend durch den Raum waberte. Wer schon morgens ein Dutzend Sardinen reinschieben will, wird sich daran nicht stören, aber zum Kaffee hätte der Geruch wirklich nicht gepasst. Also habe ich weiter draußen abwechselnd auf die nasse Straße und auf die in der Wetter-App unter „jetzt“ gezeigte Sonne geschaut. Nach einer halben Stunde war das feuchte Intermezzo vorbei und die Wolkendecke riss langsam auf. Für den Rest des Tages hatte ich dann das gewohnt schöne Wetter bei fast wolkenfreiem Himmel. Neu war allerdings der Wellengang, den es heute gab. Die Wellen schlugen mit Wucht ans Ufer und es waren immer so zwei, drei Wellen mit Schaumkrone hintereinander zu sehen. Und wenn man den Strand entlang geschaut hat, dann konnte man die feinen Nebenschwaden sehen, die das ausgelöst hat. Besonders windig war es nicht. Ich weiß also nicht, ob das wetterbedingt war, oder ob das hier generell eine Ecke mit starkem Wellengang ist. Ein paar Wellenreiter haben das gewusst oder geahnt und haben sich rausgewagt. Nach einer Weile hatte ich den Rio Guadalhorce erreicht, der die Stadt vom Flughafen trennt. Als ich im November eines Mittags in Málaga gelandet und mit dem Bus weiter nach La Línea gefahren bin, kamen in der Wetter-App für diese Region schwere Unwetterwarnungen und es wurde speziell vor Überschwemmungen entlang des Rio Guadalhorce gewarnt. Und tatsächlich habe ich später im Fernseher Bilder von weggeschwemmten Autos gesehen, wie sie Tage zuvor in allen Nachrichten aus Valencia gezeigt wurden. Nun war ich gespannt, den Fluss im Ruhezustand zu sehen. Zunächst ging es über einen vielleicht drei Meter breiten Graben, der in der Karte zwar als zeitweise ausgetrocknet eingezeichnet war, aber doch ganz gut Wasser führte. Ob das eine Folge des Regens in der Nacht und am Vormittag war, weiß ich nicht. Aber da es dem Anschein nach in den noch von dicken Wolken eingehüllten Bergen immer noch regnete, kann das gut sein. Hinter dem Graben ging es ein Stück auf einem Deich landeinwärts bis zu einer mit ihrer Wellenform sehr originellen Fußgängerbrücke, die sich parallel zur Autobahn über die beiden Arme des Rio Guadalhorce bis zum gegenüber liegenden Damm spannt. Beide Flussarme führten ganz gut Wasser, aber den breiten Überflutungsflächen zwischen den Deichen war nicht anzusehen, dass da in jüngster Zeit Wasser gestanden hat. Hinter der Brücke ging es vorbei an einer Ferienhaussiedlung und an einem Golfplatz. Dann konnte man sich an einem Kreisverkehr ent-scheiden, ob man weiter entlang der Autobahn, zum Strand oder unter der Autobahn durch zum Flughafen laufen will. Die gut frequentierten Startbahnen des Flughafens enden nämlich nur wenige hundert Meter entfernt auf der rechten Seite. Ich bin runter zum Strand und dort auf eine Baustelle getroffen. Das war auf viele Kilometer die letzte noch nicht bebaute Stelle am Wasser. Danach ging es recht eintönig weiter: breite Strandpromenade, links am Strand alle hundert Meter ein Pavillon mit einer Gaststätte drin, rechts ein Hotel nach dem anderen und davor fast lückenlos Flachbauten mit Gaststätten, Geschäften usw. Hier war auf der Promenade sowie in und vor allem vor den Gaststätten viel Betrieb. Die Hotels in Torremolinos scheinen also auch im Winter gut gebucht zu sein. Mehr als die Promenade auf und ab zu laufen und dabei wiederholt einzukehren, kann man hier aber nicht machen. Man kann höchstens noch bei einem der meist schwarzen Händler Nachahmungen von Marken-Taschen, -Schuhen und T-Shirts kaufen, die auf dem Gehweg ausgebreitet sind. (Diese Kombination von Ware und Verkäufer nennt man landläufig „Schwarzhandel“.) Im nächsten Ort, Arroyo de la Miel Benamaldena Costa, dessen Küsten-streifen auch nur für Touristen gedacht ist, war bei weitem nicht so viel Betrieb, obwohl man sich da mit der Bebauung richtig Mühe gegeben und zum Beispiel um einen künstlichen Sportboothafen originelle Häuser mit Ferienwohnungen, ein Einkaufscenter und diverse Gaststätten angelegt hat. Vom Baustil her nicht jedermanns Geschmack, aber halt mal was anderes. Noch im Ort ging es vom Strand weg auf die nach Fuengirola führende Straße. Die zieht sich durch die folgenden, fast lückenlos aneinander gereihten Ortschaften. Da ist es ziemlich schwer, sich mal zu erleichtern, wenn die Blase drückt. An einer unbebauten Stelle, hinter einer Kurve und ohne Publikum auf dem Gehweg habe ich dann in einem Gebüsch das erledigt, was jeder Hund an jedem Baum darf. In diesem Moment fährt doch auf der anderen Fahrbahn hupend ein Polizeiauto vorbei. Da habe ich schnell eingepackt und als ich gesehen habe, dass die bei der nächsten Gelegenheit wenden, bin ich eiligen Schrittes eine nahe Treppe runter zur Strandpromenade. Sicher war ich da nicht, aber erstmal gerettet. Ich lag mit meiner Vermutung richtig, dass die mich nun dort suchen werden. Und prompt sehe ich in der von hinten nahenden Autoschlange das Polizeiauto. In ihrem Übereifer hatten die Polizisten das Blaulicht angemacht. Ohne dieses hätte ich sie viel später bemerkt. Da hier leider mal keine Gaststätte war, in die ich hätte flüchten können, habe ich mich in einen Hauseingang mit leider verschlossener Tür gezwängt und blieb so unentdeckt. Wachen Auges bin ich dann weiter meinem Quartier in Fuengirola entgegen gestrebt, im Ort unter Benutzung von Nebenstraßen und vorzugsweise in Einbahnstraßen entgegen der Fahrtrichtung, um meine Widersacher frühzeitig zu sehen. Ich wusste ja nicht, ob die schon eine Großfahndung eingeleitet haben, um meiner habhaft zu werden. Da ich mit dem Rucksack hinreichend auffällig bin, habe ich wenigstens die hier als Alleinstellungsmerkmal wirkende Muschel abmontiert. Ich habe ja prinzipiell nichts gegen die Polizei und mal eine Nacht in ihrem Gewahrsam. So lernt man wenigstens Leute kennen, wozu bisher nicht viel Gelegenheit war. In drei Tagen, in Sotogrande, würde es mir nichts ausmachen, mal auf dem Revier zu nächtigen, weil ich da noch kein Quartier gefunden habe. Aber hier hatte ich was gebucht und mich mit der Wohnungsinhaberin bereits zur Schlüsselübergabe verabredet. Das Quartier wollte ich nicht verfallen lassen und mit dem Polizeiwagen vorzufahren, macht ja auch keinen guten Eindruck. Es wäre noch nachzutragen, dass ich gehofft habe, in einem der Restaurants an der langen Strandpromenade von Torremolinos zu einer Paella mit Meeresfrüchten zu kommen. Aber wenn überhaupt draußen was angeschlagen war, dann war das immer für mindestens zwei Personen. Bei den anderen Fischgerichten hatte ich gar keine Vorstellung, was mich da erwartet. Ich habe schon mal in Murxia nach dem Verzehr einer sehr überschaubaren Sardinenplatte den ganzen restlichen Tag Gräten gespuckt. Letztlich bin ich bei einem Chinesen eingekehrt, wo ich sehr schnell und sehr preiswert ein leckeres Mahl bekommen habe. In Fuengirola habe ich mein Quartier ganz leicht gefunden: hinter dem Sex-Shop die Treppe hoch und dann einmal links und einmal rechts. Maria, die Vermieterin, hat mich schon vor der Haustür erwartet. Sie war mir gleich sympathisch, denn sie hat gestanden, dass sie außer „Bitte ein Bier“ auf Deutsch nichts sagen kann. Zu ihrer Ehrenrettung sei gesagt, dass ihr Mann Deutsch spricht. Vielleicht ist die genannte Wortfolge schon mal über seine Lippen gekommen. Die Wohnung ist in einem außen sehr gewöhnlich, aber innen fast nobel aussehendem Fünf- oder Sechsgeschosser. Es ist eine kleine Einraumwohnung, wie sie mancher Junggeselle dauerhaft bewohnt: Ausziehcouch, Tisch mit Stühlen, Einbauschrank, Fernseher. in der anderen Hälfte des Raumes eine kleine Küche mit allem Nötigen. Und ein sehr ordentliches Bad mit allen Zutaten für einen wohl riechenden Körper und duftende Wäsche. Prima, denn es war wieder mal Waschtag angesagt. Die gut platzierte Klimaanlage versprach eine schnelle Trocknung, wenn man die Wäsche auf einem Bügel am Türgriff der auf einem Bord stehenden Mikrowelle aufhängt. Ich hab mein Zeug abgestellt, mich frisch gemacht und bin dann los, um einzukaufen. Das habe ich mit einem Bummel durch die nähere Umgebung verbunden und dabei gestaunt, wie voll es in und vor einigen Gaststätten war. Ganz in der Nähe war eine Ecke mit mehreren Restaurants, bei denen zumindest auf der Terrasse kaum ein Platz zu holen gewesen wäre. Dem Anschein nach haben sich hier viele Engländer niedergelassen, denn die Tabakläden werben damit, dass sie englische Zigaretten führen und auch Pfund zur Bezahlung nehmen. Auch Skandinavier muss es reichlich geben, denn ich habe hier ein Schwedisches Maklerbüro und eine schwedische Kirche gesehen. Deutsche sind mir in der Stadt nur wenige über den Weg gelaufen. |
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Costa del Sol - Tag 8 | ![]() |
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