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Unterwegs an der Costa del Sol von Almeria nach Gibraltar | ![]() |
Tag 9 (Sa, 18.1.2025) Von Fuengirola nach Marbella / 31,7 km
Ich habe auf der recht harten Schlafcouch in Fuengirola so hervorragend geschlafen, dass ich erst um viertel zehn aufgewacht bin. Am Abend hatte ich noch gegenüber der Vermieterin geprahlt, dass ich um sieben aufbrechen werde. Jetzt habe ich ihr schnell eine WhatsApp-Nachricht geschickt, dass ich erst um zehn weg sein werde, damit sie nicht plötzlich mit dem Besen vor der Tür steht.
Ein zweites Problem war, dass es dadurch abends spät werden wird und ich gar nicht die Check-In-Zeiten meines Quartiers in Marbella wusste. In der Buchungsbestätigung stand „Ankunft 0.00 Uhr“. Mitternacht war damit wohl nicht gemeint, dann hätte man 24.00 Uhr geschrieben. Dummerweise habe ich ausgerechnet diese Unterkunft nicht bei booking.com, sondern bei hostelworld.com gebucht, weil sie da billiger und stornierbar war. Mit einigen Mühen, Passwort-Reset usw. konnte ich dann in deren gewöhnungsbedürftigen Portal endlich meine Buchung aufrufen und sehen, dass im „Monkey Room“ die Rezeption bis 22 Uhr besetzt ist. Der Routenplaner hatte ausgerechnet, dass ich halb acht dort bin, da gab es also kein Problem und keinen Grund zum Hetzen. Beim Weg raus aus der Stadt habe ich erst mitbekommen, dass auch sie eine Festung hat. Die thront dort auf einem Berg, wo für die Fußgänger und Radfahrer eine schmucke Schrägseilbrücke über den Rio Fuengirola gebaut wurde. Dahinter geht der schön gepflasterte Fußweg nur noch ein Stück weiter, dann trifft er auf die „Autovia del Mediterraneo“ (E 5) und führt nun entlang dieser Straße, aber hinter der Leitplanke. Die Straße verläuft einige Kilometer ganz dicht am Strand. Da ist links kein Platz für Häuser, aber rechts ist alles vollgebaut mit recht noblen Urbanisationen. Etwa alle 500 Meter führt eine Fußgängerbrücke über die Schnellstraße, damit die Bewohner leicht zum Strand kommen. Nachdem die Straße beim Leuchtturm „Faro de Calaburras“ ein kleines Kap umrundet hat, war der Blick frei für die große Bucht, in der Marbella liegt und entlang der ich in den verbleibenden Tagen laufen werde. Ich habe mir eingebildet, beim Blick entlang der Küstenlinie ganz am Ende den markanten Felsen von Gibraltar entdeckt zu haben. Das habe ich zunächst selbst nicht glauben wollen, weil es bis dort etwa 70 km Luftlinie sind. Aber spätestens beim Sonnenuntergang war ich mir sicher, dass es der Affenfelsen ist und dass es sich bei dem links davon sichtbaren Berg um den „Jebel Musa“ an der Nordspitze Afrikas handelt. Das Hinterland beider Berge ist flach, so dass es aussieht, als würden da Inseln aus dem Wasser ragen. Es ist unglaublich, dass man das auf diese Entfernung sehen kann. Bei der Urbanisation Playa Mijas entfernt sich die Straße etwas von der Küste und der Weg (Fernwanderweg GR 92) verläuft wieder am Strand - zunächst auf einer Promenade und dann auf einem breiten Holzsteg, der über mehrere Kilometer in etwa drei Meter Höhe am Strand entlangführt, meist direkt an den Mauern der am Meer gelegenen Grundstücke. Sowas sollte man auch in Potsdam-Babelsberg am Griebnitzsee bauen, wo sich einige Anlieger weigern, ein Stück ihrer bis ans Wasser reichenden Grundstücke zugunsten eines Uferweges zu verkaufen. Hinter dem Ende des Holzsteges geht es durch eine Siedlung und um einen kleinen Yachthafen herum zur Düne von Artola, die unter Naturschutz steht. Der auf Holzplanken verlaufende Weg führt an der Rückseite der Düne entlang, wo es durch deren Bewuchs etwas schattig ist. Holzbänke gibt es da auch. Das ist also der ideale Ort für ein Picknick mit anschließendem Schläfchen. In der Sonne hätte ich beides nicht machen wollen und abgesehen von dem Stück durch die Siedlung war überall auf dem Weg pralle Sonne. Gut ausgeruht ging es dann an das letzte Stück des Weges, das zunächst durch eine lang gestreckte Siedlung und dann zur schon erwähnten Schnellstraße führte. Da ging es mal links und mal rechts an der Straße entlang, mal hinter Leitplanke und mal auf einer Parallelstraße. Eine solche führt nördlich der „Autovia“ vorbei an einem großen Hospital und nahebei stehenden Investruinen. Darunter sind auch die Rohbauten einiger mehrgeschossiger Wohnhäuser. Die Verlängerung dieser Straße, die der Routenplaner zu gehen empfiehlt, sollte offenbar mal ein ganzes Wohn- oder Gewerbegebiet erschließen. Die ist fertig betoniert und mit Fußweg und Parktaschen versehen, aber aus allen Fugen wachsen Unkraut und ganze Sträucher. Vermutlich, um das Abkippen von Müll zu verhindern, hat man die Straße an beiden Enden mit Erdwällen abgesperrt, die einen Fußgänger wie mich aber nicht aufhalten können. Die Straße führt direkt auf den Rio Real und einen angrenzenden Golfplatz zu und endet dort. Dem Routenplaner fällt da nichts Besseres ein, als den Wanderer um den ganzen Golfplatz herum zu schicken. Das kann man sich aber sparen, wenn man auch hier auf dem schmalen Streifen jenseits der Leitplanke läuft und so auch die Brücke passiert. Irgendwann gelangt man dann zu einer Fußgängerbrücke, die einen auf die andere Seite bringt und ein Stück weiter gibt es einen hölzernen Weg, der runter zum Wasser führt. Ich bin genau zum Sonnenuntergang unten angekommen und konnte diesen in seiner ganzen Schönheit genießen. Im Abendlicht haben sich die genannten Berge beidseits der Straße von Gibraltar viel deutlicher vom Hintergrund abgesetzt, als am Tage. Diesen Anblick hätte ein Maler erfunden haben können. Mitten in diesem Panorama ragt ein technisches Ungetüm aus dem Wasser, der „Torre de cable“, eine Verladestation für Erz, das in der Nähe gewonnen wurde. Da die Frachtschiffe nicht in den kleinen Hafen passten, mussten sie vor der Küste beladen werde. Dazu hat man in den 50er Jahren diesen Turm ins Wasser gesetzt und eine Seilbahn dorthin gebaut. Das ist praktisch eine Seilbahnstation mitten im Meer. Von dort ging es im Zickzack durch die verwinkelten Gassen, vorbei an Festungsmauern und gut besuchten Gaststätten zu meinem Quartier namens „Monkey Room“. Das habe ich in der kleinen Gasse Mesoncillo gar nicht gleich gefunden, da bei dem schmalen Haus nur ein kleines Schild neben der Eingangstür hing. Erst als ich die Gasse wieder zurück lief und auf die Hausnummern geachtet habe, wurde ich fündig. Auf mein Klopfen öffnete ein Herr, der erst etwas mürrisch war, aber auftaute, als ich ihn um einen Stempel für meinen Pilgerpass bat. Die Herberge zieht sich weit in das Haus hinein und scheint eine ganze Menge an Zimmern zu haben. Hier ist es ja durchaus üblich, dass Zimmer nur Fenster zu Innenhöfen haben, da bringt man in einem Haus viel unter. Im Falle meines winzigen Zimmers ist der Innenhof aber ein Lichtschacht, der nur durch die Zimmerfenster Licht bekommt. In dem Schacht hängen mehrere Boiler und alle möglichen Leitungen und Rohre führen von unten nach oben oder umgekehrt. Von oben kommt zum Beispiel jenes geräuschvoll, was eine Etage höher beim Druck auf den Spülknopf in der Toilette verschwindet. Mini-Bad mit Toilette habe ich auch, ohne Abtrennung direkt am Zimmer. Das würde mich nicht stören, wenn es nicht aus den Trapsen riechen würde. Der inzwischen freundlich gestimmte Herr an der Rezeption hat aber auf Anfrage die Fernbedienung für den Deckenlüfter im Zimmer rausgerückt und stolz gezeigt, wie man damit bei der integrierten Deckenlampe die Farbe ändern kann. Heizung gibt es auch. Das ist ein Radiator, der vermutlich mal für eine Hundehütte gedacht war und den man mit etwas Mühe auch in eine Puppenstube bekommen würde. Entsprechend ist die Heizleistung. Aber der Fernseher, den ich nicht brauche, sieht gut und neu aus. Dafür gibt es leider nicht einmal einen Nagel in der Wand, an dem man was aufhängen könnte, von einem Schrank ganz zu schweigen. Auf der einen Seite des Bettes steht ein Nachtschränkchen, auf der anderen Seite ist die Steckdose. Da muss man das Smartphone beim Laden baumeln lassen oder mit ins Bett nehmen, denn bis zum Nacht-schränkchen reicht auch mein langes Kabel nicht. An Tisch und Stuhl ist in einem so kleinen Zimmer natürlich nicht zu denken, aber ein für den Koffer gedachtes, flaches Möbelstück kann man sich zum Essen ans Bett ziehen. Zum Essen gäbe es ringsum in der Altstadt viel Gelegenheit, gleich um die Ecke sind einige gut besuchte Gaststätten, mit Kellnern davor, die einen hereinlocken wollen. Aber wie so oft hatte ich keine Lust, mich da allein unter das meist schon sehr fröhliche Publikum zu mischen. So habe ich es wieder dabei belassen, eine kleine Runde durch die sehr schön anzusehenden kleinen Gassen zu drehen und mich dann wieder dem Proviant aus dem Rucksack und Zukäufen aus einem kleinen „Carrefour Express“ zu widmen. Es war übrigens gut, dass ich am Tag zuvor Waschtag gehalten habe, denn hier hätten nicht einmal die Socken ausgerollt ins Waschbecken gepasst. |
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Costa del Sol - Tag 9 | ![]() |
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