![]() |
Unterwegs von Madrid nach Santiago de Compostela | ![]() |
Tag 8 (Mi, 3.9.2025) - Von Alcazarén nach Puente Duero / 24,9 km
Der heutige Tag war ziemlich unspektakulär. Es standen rund 25 km auf dem Programm, weshalb wir erst kurz nach sieben aufgebrochen sind. Koo natürlich eine halbe Stunde früher …
Gleich hinter der Herberge haben wir bestaunt, was ich gestern Abend schon entdeckt habe. Da sind lauter Erdhügel, jeder mit einem strahlend weißen „Häuschen“ dran, kaum größer als eine Telefonzelle. Manche mit flachen, andere mit runden oder gar pyramidenförmigen Dächern. Das sind die Eingänge zu unterirdischen Weinkellern, sogenannten Bodeguillas, wo das Wort „Bodega“ rausklingt.
Nach einem kurzen Stück durch die Felder ging es in den üblichen Pinienwald, der bis kurz vor Valdestillas reichte. Dann kamen noch ein paar Karotten- und Kartoffelfelder.
Valdestillas machte wie alle Orte hier einen recht verschlafenen Eindruck, etwas Leben war nur vor der Dorfkneipe gegenüber dem Rathaus und der (verschlossen) Dorfkirche, die dadurch auffällt, dass der Chor, der vermutlich aus einer anderen Bauzeit stammt, deutlich höher ist, als das Kirchenschiff. Und der Turm passt irgendwie überhaupt nicht dazu.
Um mir einen Stempel zu holen, bin ich im Rathaus ins Bürgeramt, wo mir eine junge Frau freudestrahlend meinen Wunsch erfüllt hat und sicher gern noch einen Plausch geführt hätte, wenn wir uns verstanden hätten. Als ich mir von den angebotenen Bonbons zaghaft eins genommen habe, hat sie mir eine ganze Handvoll in meine Tasche getan. Ich hab dann noch gefragt, ob sie vielleicht im Rathaus öffentliches WLAN haben. Das hat sie verneint, mich aber dann über den Platz zu einer Bankfiliale geführt, die zwar geschlossen hatte, bei der aber das Passwort für das freie WLAN an der Tür stand. Als die Passworteingabe geklappt hat, gab es noch ein frohes Abklatschen, dann ist sie freundlich winkend wieder hinter ihren Schreibtisch verschwunden. Auf eine so nette und hilfsbereite Verwaltungsfachangestellte bin ich schon lange nicht mehr gestoßen.
Leider war das Sparkassennetzwerk nicht so gut, dass ich mich auf der anderen Straßenseite an einen Kneipentisch hätte setzen können. Ich musste also im Stehen die noch nicht gesichteten Bilder der Verwandtschaft runterladen und meine Bilder vom gestrigen Tag hochladen. Erst dann gab es gegenüber einen Café con leche und ein Bier aus einem 0,22 (!) Liter-Glas.
Den Kaufmannsladen von Valdestillas hätte ich ohne das Kartenprogramm nicht gefunden, da der in einer Seitenstraße versteckt ist. Dort habe ich mir noch was zu essen geholt und im gegenüber liegenden Park Picknick gemacht - in der Kneipe gab es leider nichts zu essen.
Von Valdestillas bis zu meinem Zielort, Puente Duero ging es entlang der Straße, erst auf dem Seitenstreifen, dann auf einem parallel verlaufenden Weg am Feld- bzw. Waldrand.
Kurz vor der Herberge von Puente Duero fand sich zum Glück noch eine Kneipe, die verhindert hat, dass ich allzu erschöpft dem Herbergsvater gegenübergetreten bin. Wenn man das Zauberwort „Grande“ der Bierbestellung hinzufügt, bekommt man auch hier wie in Galicien einen Henkeltopf aus dem Tiefkühlschrank. Da schmeckt das Bier gleich doppelt so gut. Auf dem riesigen Fernseher an der Kneipenwand lief derweil ein Depeche Mode - Konzert. Mehr in Ordnung kann die Welt nicht sein.
Puente Duero heißt so viel wie „Duero-Brücke“. Ob das zusammen oder getrennt geschrieben wird, hängt von der Farbe des Schildes ab. Auf schwarz umrandeten Schildern wird es zusammengeschrieben, auf rot umrandeten und in der Karte hingegen getrennt. Der Duero ist übrigens jener Fluss, der weiter westlich auf vielen Kilometern die Grenze zu Portugal bildet und später als Rio Douro durch Porto fließt und in den Atlantik mündet. Den habe ich auf meinen Pilgertouren schon wiederholt überquert, unter anderem in Zamora auf der Via de la Plata.
Kurz vor dem Fluss biegt links eine Wohngebietsstraß ab, an der sich ein Gartengrundstück mit einem unscheinbaren Holzhaus befindet. Das ist die kommunale Herberge mit zwei Vierbettzimmern, einer großen Küche und einem gemütlichen Aufenthaltsraum. Alles ganz ordentlich und sauber, wenn man mal vom Geschirr im Schrank absieht.
Nach dem Einchecken und Bettenbeziehen habe ich mich zum Einkaufen aufraffen müssen. Dazu ging es über die Brücke (Puente), die sich folgerichtig auf der Karte „Puente de Puente Duero“ nennt. Da die mal für Eselskarren und Reiter gebaut wurde, muss jetzt eine Ampel den Autoverkehr regeln. Dahinter weitet sich die Straße und die Fahrbahnen schließen eine große Grünfläche ein, auf der sich unter anderem Spielplätze befinden. „Bruno“, der Kaufmannsladen ist auf der rechten Seite, links sind auf 100 Metern drei Kneipen. Eine davon lockt mit Spezialitäten, die auf einer Tafel aufgelistet sind. Nach „Oreja“ (Ohr) und „Morro“ (Nase) habe ich das Übersetzungsprogramm nicht weiter strapaziert, sondern bin in die Herberge und habe mir da was in die Mikrowelle geschoben: „Macarrones Boloñesa“ von jener Firma, deren Paella mit Meeresfrüchten ich überlebt habe.
|
![]() |
Von Madrid nach Santiago de Compostela - Tag 8 | ![]() |