Der Jakobsweg durch Westbrandenburg (Teltow-Vehlen): Stahnsdorf |
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Stahnsdorf
Wenn wir das alles bestaunt haben, drehen wir wieder um, laufen zurück bis zur Einmündung und noch ein Stück weiter über die Grenze nach Stahnsdorf. Wir biegen an der nächsten Straße, die nach dem kurz vorher überquerten Fließ Bäkepromenade heißt, rechts ab. Der Weg führt nach wenigen Metern vorbei an Wohngrundstücken im Bogen durch ein kleines Wäldchen und stößt auf die Alte Potsdamer Landstraße, in die wir rechts abbiegen. Hierher kommt man auch, wenn man nicht in die Bäkepromenade abbiegt, sondern vorbei an der Gaststätte „Korfu“ bis zum Kreisverkehr läuft und dann rechts abbiegt. Am Kreisverkehr, wo sich die Bushaltestellen und verschiedene Geschäfte befinden, landet man auch, wenn man von der Stahnsdorfer Pilgerherberge startet. Deshalb steht am Abzweig der Alten Potsdamer Landstraße vom Kreisverkehr neben der Imbissbude ein Pfosten mit der Jakobsmuschel, die in diese Straße zeigt. In der Alten Potsdamer Landstraße, die überwiegend von Wohngrundstücken flankiert wird, kommen wir an einem einladend aussehen asiatischen Restaurant „Fook Lam Mun“ vorbei. Danach gabelt sich die Straße zweimal - zunächst zweigt der Uferweg und dann der Teerofenweg ab. Wir halten uns jeweils links und verbleiben auf der Alten Potsdamer Landstraße. Links stehen jetzt ein paar Wohnblocks und rechts ist wieder ein kleines Wäldchen. Danach findet sich links der Sportplatz der RSV Eintracht 1949 und rechts die Reiterstaffel der Bundespolizei, wo man auch durch den Zaun bestaunen kann, wie gut es die Bundespferde haben. Unmittelbar dahinter überquert die Straße die ehemalige „Friedhofsbahn“, die von 1913 bis zum Mauerbau vom Bahnhof Wannsee mit Zwischenstopp in Dreilinden zum Bahnhof Stahnsdorf, direkt gegenüber dem Haupteingang des Südwestkirchhofes fuhr - ab 1925 elektrisch. Den Bahntunnel unter der Straße hat man aus Sicherheitsgründen zugeschüttet, aber man kann auf beiden Seiten sehr deutlich erkennen, wo die tief ins Gelände eingegrabene Bahntrasse einst verlief. Rechts führt sogar ein Weg ins Gehölz, der dieser Bahntrasse bis zum Kanal folgt. Wir bleiben aber auf der Straße, die weniger Meter später links abbiegt und sich ab da Bahnhofstraße nennt, weil sie an dem besagten ehemaligen Bahnhof Stahnsdorf vorbei führt. Mit der Straße biegt hier der Jakobsweg entlang der Via Imperii ab, der über Saarmund, Beelitz, Treuenbrietzen und Lutherstadt Wittenberg nach Leipzig und weiter über Hof nach Nürnberg führt. Wer viel Zeit hat, kann diesem Weg 400 Meter bis zum Haupteingang des Stahnsdorfer Südwestkirchhofs folgen und diesen, weit und breit größten Friedhof besichtigen. Mit über 200 Hektar ist er nach dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg der zweitgrößte Friedhof Deutschlands. Er wurde vom gleichen Landschaftsarchitekten, Louis Meyer, entworfen und 1909 eingeweiht. Er ist einer von drei Zentralfriedhöfen, welche die Berliner Stadtsynode weit außerhalb der damaligen Stadtgrenze anlegen wollte, weil es auf den innerstädtischen Friedhöfen immer enger wurde. Zurückgehende Kindersterblichkeit, zunehmende Urnenbestattungen und nicht zuletzt der erste Weltkrieg haben dazu geführt, dass außer diesem Friedhof nur noch der Ostkirchhof in Ahrensfelde errichtet und der geplante Nordkirchhof in Mühlenbeck fallengelassen wurde. Da es sich (schon damals) bei den im Westen liegenden Berliner Vororten und Stadtbezirken um deutlich wohlhabendere handelte, als im Osten, weißt der Südwestkirchhof eine wesentlich prominentere Belegung und üppigere Gestaltung der Grabanlagen auf als der Ostkirchhof. Während in Ahrensfelde Reihen-Einzelgräber dominieren und es an Prominenten mangelt, findet man in Stahnsdorf eine große Menge riesiger Grabmäler und viele bekannte Namen aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Auf dem Hauptweg kommt man an der stattlichen Norwegischen Holzkirche vorbei, die Lust auf Skandinavienurlaub weckt. Will man sich halbwegs auf dem Friedhof umsehen und vielleicht sogar die eindrucksvollen, nach dem ersten Weltkrieg angelegten englischen und italienischen Kriegsgräberstätten anschauen, dann muss man schon einige Stunden einplanen. Zurück am Abzweig der Bahnhofstraße wenden wir uns nach links (Westen) - wer keinen Abstecher gemacht hat, läuft einfach weiter geradeaus auf der Alten Potsdamer Landstraße, die hier zu einem Waldweg wird und hinter einer Fahrzeugsperre durch ein schmales Waldstück zwischen dem Südwestkirchhof auf der linken und dem Wilmersdorfer Waldfriedhof auf der rechten Seite verläuft. Das ist der mit einem roten Balken markierte BUGA-Weg, der 2001 anlässlich der Bundesgartenschau in Potsdam angelegt wurde. Durch die Zäune kann man sich einen groben Eindruck von den beiden Friedhöfen verschaffen. Links sieht man die Rückseiten von großen, teils tempelartigen Grabmälern, die aus einer Wildnis herausragen, rechts sind es schlichte Grabstellen, deren Umgebung aber sehr gepflegt erscheint. Nach etwa tausend Metern enden auf beiden Seiten die Friedhofszäune, die leider nicht verhindern können, dass mitunter ganze Kupferdächer abgedeckt werden, wie vor ein paar Jahren am Grabmal des bekannten Wörterbuch-Herausgebers Langenscheidt, an dessen Rückseite wir vorbeigekommen sind. Die zunehmenden Fahrzeuggeräusche künden von der nahen Autobahn (A 115), die wir nach weiteren tausend Metern überqueren. Mit der Autobahn überqueren wir auch die Grenze zwischen Stahnsdorf (Landkreis Potsdam-Mittelmark) und der Landeshauptstadt Potsdam. Wir folgen dem Weg in einer leichten Linkskurve und laufen durch die bei Potsdamer Joggern und Gassi-Gängern beliebte Parforceheide, ein Waldstück, das so genannt wird, weil König Friedrich Wilhelm I. hier Hetzjagden abhalten ließ, für die er 1730 extra das Jagdschloss Stern errichten ließ. |
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Der Jakobsweg durch Westbrandenburg - Stahnsdorf | ![]() |