Der Jakobsweg durch Westbrandenburg (Teltow-Vehlen): Potsdam |
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Potsdam
Noch vor den nächsten Häusern ereilt uns wieder deutsche Geschichte. Wir laufen direkt auf die Stahnsdorfer Brücke zu, die am Nordende des Berliner Ortsteils Steinstücken über die Bahngleise führt. Da im August 1961 die Berliner Mauer auf der Stadtgrenze um die drei Westsektoren Berlins gebaut wurde, bekam die auf Brandenburger Territorium liegende Berliner Exklave Steinstücken eine ganz besondere Berühmtheit. Über viele Jahre mussten deren Bewohner, wenn sie nach Berlin hinein wollten, zweimal die Grenzkontrollen passieren, da ihr Weg über DDR-Gebiet führte. Erst 1972 hat man nach einem Gebietsaustausch die von Kohlhasenbrück nach Steinstücken führende Straße (jetzt Bernhard-Beyer-Straße) Westberlin zugeschlagen und beidseits eingemauert, so dass seitdem die Steinstückener ohne Kontrollen nach Berlin hinein und wieder nach Hause kommen konnten, aber Fluchtversuche über diese Straße weitestgehend ausgeschlossen waren. Schaut man auf die Karte, so sieht man, dass diese Straße zu Berlin gehört, man also zweimal die Berliner Stadtgrenze überquert, wenn man auf die andere Straßenseite wechselt. Steinstücken war nicht nur mit der Ummauerung gestraft, sondern zudem damit, dass der Ort durch die der Deutschen Reichsbahn und damit der DDR gehörende und beidseitig eingezäunte Bahntrasse in zwei etwa gleichgroße Teile geteilt war und man nur über die Stahnsdorfer Brücke von einer Hälfte in die andere gelangen konnte. Die Brücke, über die wir jetzt gehen, bekam damit einen ganz exklusiven Status: Der Luftraum unter der Brücke, wo die (Ost-) Eisenbahn fuhr, gehörte dem „Osten“, der Luftraum über der Brücke hingegen dem „Westen“. Viele Infotafeln, die in Steinstücken aufgestellt wurden, markieren heute den Grenzverlauf und berichten über solche Kuriositäten und das Leben mit der Mauer. Sonst merkt man nur noch an der Häufung von Berliner und Potsdamer Ortseingangsschildern, dass man hier ständig zwischen zwei ehemaligen Welten hin und her wechselt. Hinter der Stahnsdorfer Brücke gelangen wir in die gleichnamige Straße, die wir aber gleich nach rechts verlassen und schräg durch das Studentendorf und rechts am Hörsaal- und Seminargebäude des Sprachenzentrums vorbei zum Bahnhof Griebnitzsee laufen. Wir überqueren dabei die Prof.-Dr.-Helmert-Straße, die nach dem 1917 verstorbenen Mathematiker und Geodäten Friedrich Robert Helmert benannt ist, der als Vater der modernen Geodäsie gilt und als Direktor des Geodätischen Instituts Potsdam diesem zu Weltruhm verhalf. Bevor wir in die Bahnunterführung hinabsteigen, um zur anderen Seite der Bahntrasse zu gelangen, gibt es noch Gelegenheit, einen Kaffee zu genießen oder einen Döner zu essen. Auf der andern (Nord-) Seite bietet sich aber erneut die Möglichkeit, einen Imbiss zu nehmen. Der weitere Verlauf des Weges orientiert sich zwar am Griebnitzsee, verläuft aber nur teilweise an dessen Ufer, weil viele der Grundstücke bis ans Wasser heranreichen und einige Besitzer keinen Weg über ihr Grundstück dulden. Dem will man zwar mit Enteignungen begegnen, aber der Unfug, den man beim Grundstücksverkauf begangen hat, lässt sich hinterher nicht mehr oder nur mühselig beheben. Also gehen wir gar nicht erst gegenüber dem Bahnhof runter zum Fähranleger, denn der schöne Uferweg, der dort beginnt, endet schon nach 200 Metern und man muss das ganze Stück zurück laufen. Also biegen wir am Bahnhof gleich links in die Rudolf-Breitscheid-Straße ein, laufen an einem Edeka mit Backstube und am Campus II des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) vorbei, biegen dann in die Karl-Marx-Straße ein und nehmen dort gleich hinter der „Kindervilla am Griebnitzsee“ den Weg runter zum Ufer. Jetzt stehen wir am Griebnitzsee, der Teil des Teltowkanals ist und auf dem die Grenze zwischen Potsdam (Land Brandenburg) und Berlin verläuft, also wieder die ehemalige Grenze zwischen Ost und West. Nach gut 300 Metern entlang des Wassers müssen wir aber wieder hoch zur Straße, da ein Vorwärtskommen am Ufer aus besagten Gründen nicht möglich ist. Wir stoßen auf die Virchowstraße, wenden uns nach rechts und kommen vorbei an der „Villa Churchill“, in welcher während der Potsdamer Konferenz nach dem Kriegsende 1945 der britische Premierminister mit seinem Gefolge untergebracht war. Die nachfolgenden Häuser haben auch alle ein „Villa“ oder „Landhaus“ im Namen, was durchaus gerechtfertigt erscheint. Nach einen Bogen vorbei an Häusern mit viel Grün ringsum gelangen wir wieder auf die Karl-Marx-Straße. Deren Namensgeber würde sich gruseln, wenn er wüsste, durch welch noble Gegend seine Straße führt. Aus der von ihm gepriesenen Arbeiterklasse wohnt wohl kaum jemand hier. Wir lassen mal Karl Marx und den Klassenkampf beiseite, biegen rechts in die Straße des vermutlich verärgerten Philosophen ein und erfreuen uns daran, dass für uns unsichtbar hinter den noblen Häusern der Griebnitzsee liegt. Den bekommen wir erst wieder zu sehen, nachdem unser Weg gegenüber dem „Assistenten-, Studenten- und Nachtwächterhaus“ rechts in ein Wäldchen verschwindet und in der Wasserstraße landet, die hinter der Allee nach Glienicke etwas nach rechts versetzt als Lankestraße zur Parkbrücke führt. Wer plötzlich Appetit auf Bier, Kaffee, Kuchen usw. verspürt oder wegen einer schwachen Blase eine Toilette braucht, kann mal kurz über die Parkbrücke rüber nach Klein-Glienicke. „Rübermachen“ war hier fast vierzig Jahre ein Thema, den das nördlich des Teltowkanals liegende Klein-Glienicke war vollständig umschlossen von Westberliner Gebiet und deshalb eine Hochburg der Tunnelbauer. Mit dem Aufwand, den die DDR betrieben hat, Klein-Glienicke einzumauern und zu bewachen, hätte man auf freiem Feld ein Neu-Glienicke bauen können. Aber die Bewohner sind natürlich froh, dass es nicht dazu gekommen ist, denn anderswo ist sowas ja oft praktiziert worden - nur mit der kleinen Einschränkung, dass man die Neubauten für die aus dem Grenzgebiet Vertriebenen meist vergessen hat. Die Standhaften, die weder Imbiss noch Toilette benötigen, ignorieren die Parkbrücke und laufen einfach geradeaus in den Park Babelsberg. Dieser umschließt nicht nur das gleichnamige, in Anlehnung an Schloss Windsor im Tudorstil erbaute Schloss, sondern auch einige andere sehenswerte Bauten wie den Flatowturm, der von einem Wassergraben umgeben in den Babelsberger Himmel ragt. Wer geschichts- und architekturinteressiert ist und viel Zeit hat, der sollte sich einen detaillierten Plan des Schlossparks besorgen, dort umherstreifen und die vielen schönen Aussichten genießen. Wenn man sich nach der Schlossparktour, in die man auch eine Schlossbesichtigung einbeziehen sollte, runter zum Ufer läuft, ist man wieder auf unserem Weg. Der wird, weil es so schön modern klingt, in manchen Online-Karten als „Drive“ bezeichnet. Aber auch wer die ganze Zeit auf diesem Weg dicht am Ufer läuft, bekommt interessante Architektur geboten. Das sind einerseits das um 1845 nach Plänen von Ludwig Persius errichtete ehemalige Dampfmaschinenhaus direkt am Wasser, und andererseits das Jagdschloss Grunewald mit seinem Jagdschlosspark auf der anderen Seite des Griebnitzsees. Das grenzt an das oben beschriebene Klein-Glienicke und musste seinerzeit mit viel Raffinesse eingemauert werden, um die daran vorbei führende Bruno-Leuschner-Straße benutzbar zu halten, wenn auch nur für einen beschränkten Personenkreis. Vom anderen Ufer aus sieht man davon gar nichts und auch direkt vor Ort braucht man viel Phantasie, um die irrsinnige Einmauerei zu rekapitulieren. Da, wo der Teltowkanal in die Havel mündet und beide zusammen den Glienicker See bilden, fällt vom Ufer genauso wie von den Hügeln im Schlosspark Babelsberg der Blick auf die Glienicker Brücke, welche die Havel überquert und Berlin mit Potsdam verbindet. Wie in dieser Gegend üblich lag hier der „Westen“ im Osten und der „Osten“ im Westen. Deshalb bleiben wir lieber bei links und rechts. Rechts liegt also Westberlin, genauer gesagt der „Stadtbezirk Steglitz-Zehlendorf von Berlin“ mit dem Glienicker Park entlang der Havel und noch weiter rechts der Düppeler Forst. Links der Brücke liegt die Berliner Vorstadt von Potsdam und ganz weit links kann man das aus mehreren geschwungenen, knallroten Schalen bestehende Dach des Potsdamer Hans-Otto-Theaters entdecken. Der Uferweg führt vorbei an einladenden Badestränden auf der einen Seite und ein paar altehrwürdigen Häusern auf der anderen Seite, die zwar ganz dringend einer Renovierung bedürfen, aber einen morbiden Charme ausstrahlen. Unser Weg unterquert die Havelbrücke der Nuthe-Straße (B 1) und verläuft auf der anderen Seite der Unterführung weiterhin durch viel Grün entlang des Ufers, das allerdings vielfach von Bootshäusern und Vereinsgebäuden verdeckt wird. Wenn dann mal wieder freier Blick aufs Wasser gegeben ist, haben wir unser vorläufiges Ziel, den Potsdamer Hauptbahnhof schon fast erreicht. Eine hölzerne Brücke führt uns über die hier in die Havel mündende Nuthe, die weiter südlich zusammen mit der Nieplitz einem Naturpark den Namen gegeben hat. Auf dem Haveluferweg geht es durch eine nette Parkanlage entlang eines Havelarmes, der Neue Fahrt genannt wird. Als Alte Fahrt wird der Havelarm bezeichnet, der jenseits der Freundschaftsinsel verläuft, auf die wir schauen. Wer seine Tour am Hauptbahnhof beenden oder dort Futter fassen will, kann hier schon durch die Parkanlage zum Eingang auf der Nordseite des Bahnhofs abkürzen. Wer tapfer den Weg fortsetzen will, läuft weiter am Wasser entlang und gelangt auf die Lange Brücke, die vom Bahnhof in die Potsdamer Innenstadt führt. Wenn jemand meint, sich eine Pause verdient zu haben, dann sollte er sich von der Brücke auf die Freundschaftsinsel begeben und dort zum Beispiel im Staudengarten ein schönes Plätzchen suchen. Neben Blumen findet man hier auch viel Kunst, Toiletten und eine Eisdiele - und, wie bei einer Insel üblich, ringsherum Wasser. Vom Bahnhof bzw. von der Freundschaftsinsel kommend laufen wir über die Lange Brücke auf den Brandenburger Landtag zu, der sich im ehemaligen Potsdamer Stadtschloss befindet, das im Zweiten Weltkrieg nur ausgebrannt ist, aber 1959/60 abgerissen und erst in den Jahren 2010 bis 2013 wieder aufgebaut wurde. An den Baukosten haben sich auch ein paar Prominente wie Günther Jauch und Hasso Plattner beteiligt, so dass das Gebäude in ursprünglicher Schönheit und nicht in einer Sparvariante wiedererrichtet werden konnte. Am Ende der Brücke wechseln wir die Straßenseite und gehen links hinunter zur Anlegestelle der Fahrgastschiffe. Dann biegen wir hinter dem hoch aufragenden Hotel Mercure, das Nostalgiker gern der Stadtsilhouette wegen abreißen würden, rechts ab. Wir laufen nun vorbei am Neuen Lustgarten, einer großen Grünanlage mit ein paar Kunstwerken mittenmang. Die große, nur von ein paar Bäumen bestandene Fläche, die sich hinter dem Hotel auftut, ist der eigentliche Lustgarten. Da gibt es auch heute gelegentlich Belustigungen wie zum Beispiel Zirkus. An der Straße Am Lustgartenwall gehen wir nach rechts und gleich wieder nach links und laufen an der Polizeiinspektion und dem Ministerium für Infrastruktur auf der linken Straßenseite und der IHK Potsdam auf der rechten Seite vorbei zur Hoffbauerstraße, in die wir links einbiegen. Von der Ecke aus kann man noch einen Blick auf den wiedererrichteten Turm der Nikolaikirche werfen, dessen Wiederaufbau nicht nur der hohen Kosten wegen, sondern vor allem wegen der unrühmlichen Rolle, den diese Kirche unfreiwillig während der Nazizeit spielte, sehr umstritten ist. Gegen den Willen der Kirchenleitung hatten die Nazis nach der Reichstagswahl von 1933 einen von Militärparaden begleiteten Staatsakt in der Kirche initiiert, der als „Tag von Potsdam“ in die Geschichte einging, weil es hier zum angeblich symbolischen Händedruck zwischen Paul von Hindenburg und Adolf Hitler kam. Die Straße, die wir gerade passiert haben, wurde übrigens nach Henning von Tresckow benannt, der zuletzt Generalmajor der Wehrmacht war und am 21. Juli 1944 hingerichtet wurde, weil er in das fehlgeschlagene Hitler-Attentat am Tag zuvor verstrickt war. An ihn, der Mitglied der Garnisonskirchengemeinde war, erinnert eine Gedenktafel an der Polizeiinspektion. Ein Gutes hat der wiederaufgebaute Turm: er kann allen, die Potsdam nicht nur am Rand der Innenstadt durchqueren, sondern bei dieser Gelegenheit auch besichtigen wollen, als Orientierungspunkt für den Wiedereinstieg in die Pilgerroute hilfreich sein. Wir laufen nun die Hoffbauerstraße bis zu ihrem Ende, wechseln dort auf die parallel verlaufende Dortusstraße und unterqueren die Bahnanlagen. Dahinter geht es nach rechts, über eine Fußgängerbrücke auf eine Insel mit diversen Bootsanlegestellen, dort wieder auf die andere Seite der Bahnlinie und schließlich über den (wieder auf der anderen Seite der Bahn liegenden) Fußsteig entlang der Eisenbahnbrücke. Das klingt kompliziert, aber man kann sich nicht verlaufen, weil das Wasser und verschlossene Tore des Motorbootklubs ein Abweichen vom Weg verhindern. Vom Weg aus hat man an vielen Stellen einen guten Blick auf das gegenüber liegende Ufer der Neustädter Havelbucht, wo rechts vor DDR-Neubauten eine nette, „Seerose“ genannte Gaststätte mit einer großen Terrasse für sich wirbt und links eine vermeintliche Moschee direkt am Wasser steht. Das stattliche, sehr ansprechende Gebäude ist aber kein Zugeständnis an die vielen neuen Potsdamer Bürger muslimischen Glaubens, sondern wurde schon 1842 errichtet - und zwar als Wasserwerk des nahen Schlosses Sanssouci. Die von Dampfmaschinen angetriebenen Pumpen in diesem Gebäude sorgten dafür, dass die Brunnen im Schlosspark munter sprudelten und die Fontäne vor dem Schloss bis zu 38 Meter hoch schoss. Wer sich Beides näher ansehen und unterwegs vielleicht ein Eis essen will, kann noch vor der ersten Brücke rechts abbiegen und um die Neustädter Havelbucht herumlaufen. Nach dem Überqueren oder Umrunden der Havelbucht muss man den Schildern oder seinem Instinkt folgen, um nach erneutem Unterqueren der Bahn auf der Straße Auf dem Kiewitt wieder ans Havelufer zu kommen. Man kann gleich nach der Unterführung links einen Weg auf die Seeseite der Neubauten suchen und dort den Uferweg nehmen, oder die genannte Straße bis zum Ende laufen und dort nach rechts auf den Jakobsweg einbiegen. Ab da laufen wir durch den Uferpark an der Havel, vorbei an der Bastion am Schillerplatz, zur Schafgrabenbrücke über das gleichnamige Gewässer und weiter am Georg-Klingenberg-Ufer. Dieses ist benannt nach dem Elektro-Ingenieur Ernst Georg Klingenberg (1870- 1925), der für die AEG viele Kraftwerke projektiert hat, darunter das nach ihm benannte „Kraftwerk Klingenberg“ in Berlin-Rummelsburg. Hinter dem Yachthafen Potsdam heißt der Uferweg Reinhold-Mohr-Ufer, benannt nach einem Architekten (1882-1978), der 43 Jahre in Potsdam tätig war, zuletzt als Magistratsbaurat und Leiter des Städtischen Hochbauamtes. Zum 100jährigen Jubiläum seines Dienstantritts wurde 2011 dieses Stück des Uferweges nach ihm benannt. Der Jakobsweg führt um das so genannte Havelhorn herum, wo es einen schönen Kinderspielplatz gibt. Am Weg stehen immer mal Bänke, auf denen man gut Picknick machen kann, wenn man sich mit Speis‘ und Trank eingedeckt hat. Wer das versäumt hat und mit einem Aldi zufrieden ist, kann hinter dem Havelhorn den zur Zeppelinstraße führenden Weg nehmen und dies nachholen. Unser Uferweg führt vorbei am Zaun der „Health and Medical University Potsdam“ (HMU), einer privaten, staatlich anerkannten Universität, die auf dem Gebiet des Gesundheitswesens lehrt. Sie hat ihren Sitz in einer noblen Villa mit einem großen Garten hinter einem hohen Zaun. Danach folgen die verschiedensten Sporteinrichtungen: das „Kanuzentrum Luftschiffhafen Potsdam“, ein großer Sportplatz mit verschiedenen Sporthallen drum herum und eine Trainingsanlage für Bob-Anschieber. Da ist es interessant zuzuschauen, wenn gerade trainiert wird, aber es kommt die Frage auf, seit wann das Bobfahren in Brandenburg Volkssport ist. Hinter der Anlage ist übrigens der Trainingsplatz von „Turbine Potsdam“. Hinter diesem Sportkomplex und dem Regattahaus kommen wir am Kongresshotel Potsdam und am business center Luftschiffhafen vorbei, beides moderne Gebäudekomplexe mit schräg angeordneten und sich überlappenden Gebäudeteilen. Das Areal, das wir gerade passiert haben, war übrigens wirklich mal ein Luftschiffhafen. Nach Plänen von Graf Zeppelin, der 1910 das Gelände erwarb und hier Deutschlands größte Luftschiffhalle bauen ließ, sollte an dieser Stelle ein europäisches Luftfahrtzentrum entstehen. Der Versailler Vertrag durchkreuzte aber diese Pläne. Nun endet erst einmal die Parkanlage und man muss auf der Straße An der Pirschheide am eindrucksvollen Haus der 1990 als Nachfolger der „SG Dynamo Potsdam“ gegründeten „Potsdamer Rudergesellschaft e.V.“ vorbei, was anstandshalber auf der Rückseite erfolgen sollte, auch wenn das Tor zum Gelände offen steht. Danach geht es ein kleines Stück durch den Wald und unter der Eisenbahnlinie hindurch, die rechts vom Kreuzungsbahnhof Potsdam Pirschheide kommt und links über die Eisenbahnbrücke „Templiner See“ zum anderen Havelufer führt. Das ist ein Teil des Berliner Außenrings, auf dem zu Zeiten der Berliner Mauer ein „Sputnik“ genannter Doppelstockzug der Deutschen Reichsbahn verkehrte, der die einzige durch „Ostler“ nutzbare Bahnverbindung zwischen Ostberlin und Potsdam war. Hinter der Unterführung laufen wir weiter geradeaus, so dicht wie möglich am Ufer entlang. Wir kommen am Bootshaus der „Wassersportfreunde Pirschheide“ und 500 Meter weiter am Seminaris Seehotel Potsdam mit eigenem Bootsanleger vorbei. Dann schwenkt der erneut durch einen Wald verlaufende Weg nach rechts ab und trifft wieder auf die Straße An der Pirschheide, die zwar asphaltiert, aber nur wenig befahren ist, weil sie lediglich bis zu dem an einer Landecke direkt am Wasser gelegenen Campingplatz führt. Hier auf dem Campingplatz Sanssouci gibt es einige Möglichkeiten, sich zu beköstigen und sogar einen Kolonialwarenladen an der Rezeption. Der offizielle Weg führt landeinwärts um das Campingplatzgelände herum, aber am Tage spricht nichts dagegen, das Gelände auf dem Hauptweg zu passieren. Das Tor auf der anderen Seite steht in der Regel offen. Nach dem Umrunden oder Durchqueren des Campingplatzes steht man wieder einmal an einer Grenze. Es ist die Grenze zwischen der Landeshauptstadt Potsdam und Geltow, einem Ortsteil der Gemeinde Schwielowsee, die zum Landkreis Potsdam-Mittelmark gehört. |
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Der Jakobsweg durch Westbrandenburg - Potsdam | ![]() |