Der Jakobsweg durch Westbrandenburg (Teltow-Vehlen): Kirchmöser

Kirchmöser

Bald hinter der „Malge“ schmiegt sich der Weg wiederholt an die Bahnlinie und beide führen gemeinsam auf Kirchmöser zu. Am Ortseingang gabelt sich der Weg. Links gelangt man in die mit Kopfsteinpflaster versehene Gränertstraße, die bergauf, vorbei am katholischen Ferienheim „St. Ursula“, zu einer Brücke über die Bahn und weiter geradeaus zum Bahnhof führt. Wir nehmen aber den rechten Abzweig, der am Ufer entlang läuft und am Ende der Bucht in die Uferstraße mündet, in die wir rechts einbiegen. Wer Zeit und Interesse hat, kann hier zunächst einen Abstecher nach links in die Uferstraße machen und sich die etwas versteckt auf einem dunklen, von einer Mauer umgebenen Grundstück stehende Dorfkirche aus dem 14. Jahrhundert und das davor stehende Kriegerdenkmal anschauen.

Auf der Uferstraße geht es jetzt um den Heiligen See herum, der nur durch einen kleinen Graben, die Arke, mit den umliegenden Havelgewässern verbunden ist. Vom See sieht man nicht viel, da der von einem breiten Schilfgürtel und Bäumen umstanden ist. Aber die Gebäude auf der rechten Seite der Straße sind sehenswert. Im ersten Abschnitt sind es Mehrfamilienhäuser, die einst für die Beschäftigten der vielen Industriebetriebe im Ort geschaffen wurden. Später lockert die Bebauung auf, bis die ersten Betriebe an die Straße heran reichen. Nach einem leichten Doppelknick stößt die Uferstraße auf die im spitzen Winkel von links kommende Bahnhofstraße. Der folgen wir über den Bahnübergang bis zur Straße Am Gleisdreieck / Unter den Platanen, in die wir rechts abbiegen.

Nun laufen wir vorbei an Bahnanlagen und alten, wieder gut hergerichteten und mehrheitlich wieder in Benutzung befindlichen Industrieanlagen. Die Backsteinbauten zu beiden Seiten der Straße gehörten einst zur „Königlich-Preußischen Pulverfabrik“, die ab November 1914 im Rekordtempo von einem Jahr errichtet wurde. Bauleiter war der Architekt Bruno Taut (1880-1938), der auch in Berlin viele Spuren hinterlassen hat. 1918 wurde die Pulver­produktion eingestellt und bald danach die Fabrik der Reichseisenbahnverwaltung übertragen, die dort fortan Lokomotiven wartete. Von 1945 bis zur Wende hat die Rote Armee hier ein Panzerreparaturwerk betrieben. Jetzt sind auf dem Gelände neben ein paar Produktions­betrieben verschiedene Dienstleistungsunternehmen, vorwiegend aus der Eisenbahn­branche, ansässig.

Auf der linken Straßenseite sticht ein etwa 15 Meter hoher, auch „Zuckerhut“ genannter Betonkegel ins Auge. Das ist ein Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg. Dieser 1939 errichtete Bunker sollte auf fünf Etagen den Beschäftigen der benachbarten Industrie- und Militär­verwaltung bei einem Bombenangriff Schutz bieten. Ein Stück weiter lockt eine mitten in der Grünanlage geparkte Dampflokomotive der Baureihe 52 das Interesse der Vorbei­kommenden. Sie ist ein Überbleibsel der Werkseisenbahn, die einst hier verkehrte, damit die Beschäftigten schnell und einfach an ihren Arbeitsplatz gelangen. Auf der anderen Straßenseite folgt bald die ehemalige Hauptverwaltung des Werksgeländes, die schön eingezäunt dem Verfall preisgegeben ist.

Wir passieren jetzt zwei frühere Torhäuser beidseits der Straße. Hier war früher der nördliche Werkseingang. Jetzt befindet sich in einem der Torhäuser die Ortsteilverwaltung von Kirchmöser. Hinter dem Tor weitet sich die Straße und umschließt einen Platz, auf dem ein hoch aufragender Obelisk an die im Krieg gefallenen Eisenbahner erinnert. Das ruinöse Gebäude auf der rechten (Ost-) Seite des Platzes ist das ehemalige Klubhaus der Eisenbahner.


Der Jakobsweg durch Westbrandenburg - Kirchmöser