Unterwegs auf dem Ökumenischen Pilgerweg entlang der Via Regia
Von Bautzen nach Marienstern

Tag 3 (Mittwoch, 7.6.2023) - Von Bautzen nach Marienstern / 21,6 km

15.00 Uhr. Wir sind gut im Kloster Marienstern in Panschwitz-Kuckau angekommen, wo ich für uns zwei Betten reserviert hatte. Eigentlich war uns nach Weiterlaufen, da erst 24 km auf dem Zähler standen, aber eine Nacht im Kloster kann ja auch ganz beschaulich sein. Die Klosterherberge ist wirklich sehr angenehm: im äußeren Sperrbezirk des (Nonnen-) Klosters ein einzeln stehendes Haus mit zwei Zimmern und einer großen gemütlichen Küche. In den Zimmern je ein Doppelstock- und ein Einzelbett. Alles hell und sauber. Ich habe mit Markus ein Zimmer und nebenan haben sich Katharina und Inge einquartiert, die auch hier reserviert hatten. Wir sind den ganzen Tag auf Sichtweite zueinander gelaufen und haben uns stets an einladenden Rastplätzen wiedergetroffen. Der erste Rastplatz war am Millenniumsdenkmal, das den „Slawenaposteln“ Cyrill und Method gewidmet ist. Die Beiden stehen als Bronzefigur auf einem Steinsockel, davor wachsen große steinerne Kreuze aus der Erde. Und ringsum jede Menge Bänke.

Die zweite Rast war in der Pilgeroase in Crostwitz. Die war am Weg ausgeschildert und erwies sich wirklich als eine Oase im Gaststätten-freien Gelände. Es ist eine Herberge mit offen stehender Tür, davor im Garten ein Tisch mit Bänken drum rum, auf dem Gläser und Wasser stehen und die Einladung, sich drinnen in der Küche zu bedienen und ggf. die Toilette zu benutzen. Da das Getränkeangebot auch Freiberger Pilsner umfasste, war klar, dass hier gerastet wird. Die eigentliche Herbergsbetreiberin, Monika Gerdes, die es mit viel Lob versehen in den Reiseführer geschafft hat, war nicht da, aber bald gesellte sich Maria, eine vor sieben Jahren hier hängengebliebene (Fast-) Berlinerin zu uns. Die rüstige Rentnerin, die sich auch in Sachsen Berliner Herz und Schnauze bewahrt hat, hat alle Register gezogen, um uns zum Bleiben zu bewegen. Aber nun hatten wir ja schon im Kloster gebucht. Außerdem wäre dann die morgige, etwas längere Etappe noch fünf Kilometer länger. Maria hat uns die sehr ansprechenden Zimmer, das Bad mit Badewanne, Wasch­maschine usw. gezeigt und uns, als das nicht fruchtete, die Nase mit den Vorbereitungen zum Abendbrot gekitzelt, zu dem wir im Falle des Bleibens eingeladen wären. Aber wir konnten widerstehen.

21.00 Uhr. Hinter mir liegt ein großartiges Abendbrot. In Anbetracht der gut eingerichteten und recht gemütlichen Küche kam uns die Idee, doch mal was zu kochen, wobei Markus durchblicken ließ, dass er sowas schon mal gemacht hat. Also sind wir beide, nachdem wir in der Klosterherberge unser Quartier bezogen haben, zum nahe gelegenen Netto und haben dort alles eingekauft, was man für ein Nudel-Omelett braucht: natürlich Nudeln und Eier, aber auch Wurst, Zwiebeln, Lauch, Paprika und Tomate, Soja-Milch und Feta. Damit er das in aller Ruhe zusammenrühren kann, bin ich um 17 Uhr in die Kirche, wo neun Nonnen die tägliche Vesper, heute zusammen mit der Komplet gesungen haben. Da hatte ich aber schwer mit dem Schlaf zu kämpfen, denn etwas eintönig war der Gesang schon und nicht alle Nonnen haben immer den richtigen Ton getroffen. Aber ich habe tapfer die 50 Minuten durchgehalten, während Katharina und Inge schon eher die Segel gestrichen haben. Dafür haben sie zum Abendbrot auch nur Bolognese auf die Nudeln bekommen, allerdings mit Jagdwurst und Feta aufgepeppt. Wir haben hier noch schön in der Küche beisammengesessen und geplaudert, jetzt haben sich die Damen verzogen und wir, Markus und ich, sitzen noch mit einem köstlichen „Köstritzer“ am Küchentisch und traktieren unsere Smartphones.

Morgen ist Fronleichnam, was uns Berliner und Brandenburger wenig berührt. Aber hier in der Oberlausitz, wo die Sorben katholisch sind, ist das Feiertag, allerdings nur insofern, dass praktizierende Katholiken morgen arbeitsfrei haben. Das hat uns Maria in der Pilgeroase erklärt. Bei der Gelegenheit habe ich gelernt, dass die Sorben in der Niederlausitz (Spree­wald) evangelisch sind und folglich morgen nicht frei haben. Am katholischen Feiertag sind wir ja eigentlich in einem katholischen Kloster richtig aufgehoben, denn morgen ist hier Gottesdienst und anschließend Prozession über das sehr weitläufige Klostergelände. Das ist bestimmt interessant zu erleben, aber es geht erst um 9 Uhr los und dauert bestimmt fast bis zum Mittag. Bis dahin wollen wir aber schon ein schönes Stück geschafft haben. Morgen wollen wir doch bis Königsbrück kommen (ca. 27 km), wo das Armenhaus auf uns wartet: Strohbetten auf dem Boden über dem kleinen Heimatmuseum, mit Außenklo, ohne Strom und fließend Wasser. Übermorgen gibt es dann also was zu erzählen.

Via Regia - Tag 3