Unterwegs auf dem Ökumenischen Pilgerweg entlang der Via Regia
Von Königsbrück nach Großenhain

Tag 5 (Freitag, 9.6.2023) - Von Königsbrück nach Großenhain / 31,9 km

22.00 Uhr. Heute war nicht viel Gelegenheit, was zu schreiben und jetzt ist es spät und ringsum schlafen schon alle.

Es war ein schöner Tag mit einer vom Streckenverlauf her schönen Tour. Allerdings war es mit 26 bis 27 Grad ziemlich warm und die Sonne brannte zeitweise erbarmungslos herunter, ganz besonders auf dem letzten Abschnitt, wo es ohne Schattenspender immer am Röderneugraben entlang ging.

Ich war heute früh um vier wach und auf dem Plumpsklo hinterm Haus, was gar nicht so schlimm war. Problematischer war die Haustür, die etwas hängt, weshalb man da nicht geräuschlos den Riegel bewegen kann. Danach bin ich nochmal eingeschlafen und erst durch den auf sechs gestellten Wecker aufgewacht. Das beweist, dass ich ganz prima geschlafen habe. Die Strohschütte unter dem Laken war ganz fest und viel angenehmer als der Großteil der Matratzen hier und auf dem Camino in Spanien. Den Wecker habe ich mir gestellt, weil sich Werner um halb sieben mit dem Frühstück angekündigt hatte. Er hatte gefragt, wann wir gern frühstücken wollen - wir hatten gar nicht mit Frühstück gerechnet und uns dummerweise schon mit Brötchen etc. aus dem Marktkauf eingedeckt.

Werner kam ganz pünktlich, hat uns Brot, kleine Schälchen mit Butter, Wurst, Käse sowie Marmelade hingestellt und eine große Kanne Kaffee auf dem Tisch platziert. Dann hat er ein Tischgebet gesprochen und sich an der Tür mit einigen Gedanken zum Thema Dankbarkeit verabschiedet. Dankbar sind wir auch ihm, der uns so freundlich bewirtet hat.

Nach dem Essen, Packen und Aufräumen sind wir etwa um 7.45 Uhr los und gen Westen bis Großenhain gelaufen (32 km).

Gut, dass ich Markus erzählt habe, dass auf dem Camino del Norte mein bretonischer Mitpilger Antoine immer eine Büchse Bier für mich im Rucksack hatte, wenn wir uns getroffen haben. Bei einer Rast unter Bäumen an einem kleinen Bach fragt mich doch Markus, ob ich zur Wurst auch ein Bier haben will und begegnet meinem ungläubigen Blick mit einer Büchse Radeberger, die er aus seinem Rucksack zieht. Eine grandiose Idee.

Die nächste Rast haben wir in Schönfeld am Schloss gemacht, das nicht umsonst als Traum­schloss bezeichnet wird. Es ist ein wenig heruntergekommen, aber von einer traumhaften Architektur mit verwinkelten Gebäudeteilen und Türmchen in verschiedenen Formaten. Es war nur schwer hinzukommen, da in der Nähe ein Logistikzentrum von Amazon ist und eine endlose Kette von LKW in der einen Richtung und fast lückenlos die bekannten grauen Prime-Transporter in der anderen Richtung unterwegs waren. Im Schloss haben wir uns die Pilgerherberge angeschaut und uns dort einen Pilgerstempel geholt. Ein Bauarbeiter hat uns das Versteck für den Pilgerschlüssel verraten.

Am Ende des Dorfes fand sich dann ein kleines „Einkaufszentrum“ mit Getränkemarkt und einer Bäcker-/Fleischerkombination, in der man sich setzen konnte. Dort haben wir quasi unser Mittagessen eingenommen - Markus eine Rhabarber-Schnecke und ich Bockwurst mit Salat. So unterschiedlich sind die Geschmäcker. Eine dritte größere Pause haben wir dann in Kalkreuth unter einer Brücke gemacht, wo wir im Schatten sitzen und im Bach unsere Getränke kühlen konnten.

In Großenhain haben wir uns nur schnell ein Eis geholt und die um halb sieben noch offen stehende, gewaltige Marienkirche angeschaut, bevor wir zur Herberge gleich hinter der Kirche sind.

Via Regia - Tag 5