Unterwegs auf dem Ökumenischen Pilgerweg entlang der Via Regia
Von Großenhain nach Strehla |
Tag 6 (Sonnabend, 10.6.2023) - Von Großenhain nach Strehla / 29,3 km
Da die schon in der Herberge eingetroffenen Mädels ausgeflogen waren, standen wir gestern Abend vor verschlossener Tür und mussten die Dame anrufen, die seitens der Kirchengemeinde die Herberge betreut. Die kam eine viertel Stunde später mit dem Fahrrad, um uns aufzuschließen. Ziemlich zeitgleich kamen Katharina und Inge, gefolgt von zwei Berlinerinnen mit Rucksack, die sie in der Gaststätte kennengelernt haben. Damit war die 6-Betten-Herberge voll. Wir beide sind nur schnell unter die Dusche und dann in die „Blaue Laterne“, wo wir zwei schattige Plätze auf der Terrasse, freundliche Bedienung, gutes Essen und Guinness vom Fass gefunden haben. Als wir halb zehn zurückkamen, schlief schon die Hälfte der Damen, die andere Hälfte lag zumindest schon mit dem Smartphone vor der Nase im Bett. Ich musste vorm Schlafengehen aber noch etwas Wäsche waschen. Ich hatte zwar noch frische Reserven, aber die getragenen Socken im Wäschesack haben einen ziemlich üblen Geruch verbreitet. Heute früh waren die Socken, Schlüpper und T-Schirts natürlich noch nicht trocken; die schmücken jetzt alle Seiten meines Rucksacks. Wir sind heute um halb sechs aufgestanden und um sechs aufgebrochen, erstmal zum nächsten Bäcker, bei dem man seinen Morgenkaffee im Sitzen genießen konnte. Halb sieben waren wir dann in der Spur. Es wird heute wieder sehr warm werden, da wollen wir die Morgenfrische nutzen. 14.00 Uhr. Wir sitzen in Riesa an einer Imbissbude direkt an der Elbe, die gerade aufgemacht hat und warten auf unsere Bockwurst. Gerade gab es einen kurzen Regenguss, den wir aber unter einer dicht belaubten Linde gut überstanden haben. Wir haben heute einen etwas anderen Weg genommen, als „vorgeschrieben“. Statt den Weg über Weißig, Glaubitz und Zeithain zu nehmen, der lange Zeit entlang der B 98 verläuft, sind wir kurz vor Weißig zur Elbe abgebogen und haben den Elberadweg gewählt. Bis Riesa ging es auf der rechten Seite und dann dank Deutschlandcard kostenlos mit der Fähre auf die andere Seite des Flusses. Jetzt geht es auf der linken Seite des Flusses bis nach Strehla, unserem heutigen Tagesziel. Ich habe dort nochmal nachgefragt, ob unsere Reservierung steht. Das ist der Fall, da brauchen wir uns nicht beeilen, sondern können am Imbiss abwarten, bis die Regenwolken ganz abgezogen sind. 20 km sind geschafft, jetzt stehen noch etwa 8 km an. Das sollte gut zu schaffen sein. Auf dem Weg haben wir kurz in Skassa Halt gemacht, wo es eine sehr sehenswerte Kirche gibt. In einer kleinen Ausstellung und mit Gedenksteinen wird des Pfarrers Adam Friedrich Zürner (1679-1742) gedacht, der mit 26 Jahren diese Pfarrstelle übernommen, aber lieber Karten gemalt statt Predigten gehalten hat. Das hat ihm einen Posten als kurfürstlichen „Land- und Grenzkommissar“ eingebracht. Mit einem selbst erfundenen Messwagen hat er die Straßen vermessen und selbst entworfene Meilensteine aufstellen lassen. In der Ausstellung war zu sehen, dass ihm bzw. seinem Messwagen sogar mal eine DDR-Briefmarke gewidmet war. Wieder was gelernt! 19.00 Uhr. Wir sitzen in Strehla im Lindenhof und warten auf unser Essen. Vor einer halben Stunde haben wir Quartier im evangelischen Jugendhaus von Strehla bezogen. Es war etwas schwer zu finden, aber Susann, die Pilgerbetreuerin hat uns per Telefon zu dem versteckt auf dem Pfarrhof liegenden Haus „mit ganz vielen Rosen drum rum“ geleitet. Vier Leute waren schon da: Katharina und Inge, die ich wohl nicht nochmal wiedersehen werde, sowie Ulli aus Braunschweig und Rüdiger aus Berlin, die gestern schon mal bis Dahlen gekommen waren, aber zurückgekommen sind, weil sie dort keine Unterkunft gefunden haben. Da die eh am Sonntag nach Hause müssen, hat sie das aber nicht weiter berührt. Ich habe vorsichtshalber schon für die nächste Nacht ein Bett im katholischen Pfarrhaus von Wurzen reserviert - in der Hoffnung, dass ich es bis dort schaffe. |
Via Regia - Tag 6 |